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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
August-Bebel-Straße 1
(ehemalige Societät, Schifffahrtsmuseum)

von Hans-Heinrich Schimler (Text), Berth Brinkmann (Fotos), Hans Joachim Vormelker (historische Fotos)

Das Haus August-Bebel-Straße 1 spielt in Rostocks Kulturgeschichte eine gewichtige Rolle. Seine Ursprünge führen in die Gründerzeit zurück. Damals, in den Jahren 1856/57, ließ sich die "Societät", ein 1784 gegründeter Verein wohlhabender Bürger, das Gebäude als Gesellschaftshaus errichten. 1858 war es bezugsfertig und gehörte sogleich zu den eindrucksvollsten Bauten vor dem Steintor. Mehr als vier Jahrzehnte lang diente es seinem Zweck und war damit einer der großen gesellschaftlichen Mittelpunkte des bürgerlichen Rostock.

1901 erwarb die Stadtverwaltung das Haus. Stadtbaumeister Gustav Dehn baute das Haus zu einem Museum für die Kunstsammlungen der Stadt Rostock um. Mittelpunkt wurde der Oberlichtsaal mit besten Präsentationsmöglichkeiten. Am 4. Oktober 1903 wurde die neue kulturelle Stätte als Kunst- und Altertumsmuseum eröffnet. Im Hochparterre zeigte der Verein für Rostocks Altertümer seine Kostbarkeiten. Die beiden oberen Etagen standen dem Rostocker Kunstverein zur Verfügung. Unsere Stadt hatte damit ein wahrlich repräsentatives Haus für seine Kunstschätze. Zwanzig Jahre später wurde die Rostocker Museumsverwaltung gebildet. 1932 ging man an die Neuordnung der Altertumssammlung. 1936 kam es zur Umbenennung des Hauses. Fortan war es das Städtische Museum. 1942 wurden die Sammlungen ausgelagert. Dennoch gab es größere Verluste an den Beständen.

Am 1. Mai 1946 konnte das Haus als Museum der Stadt Rostock wiedereröffnet werden. "Rostock, eine sozialistische Stadt" war der Titel der neu bearbeiteten Ausstellung zur Stadtgeschichte, die 1959 eingerichtet wurde. 1965 wurde das Innere des Museum anlässlich der Biennale der Ostseeländer umgebaut, die am 4. Juli eröffnet wurde. Dann kam es zu einem völligen Umbruch. Der Rat des Bezirkes beschloss die Umwandlung des inzwischen einhundertelf Jahre alten Hauses zum Schifffahrtsmuseum. Die Eröffnung fiel auf den 3. Juli 1968. Seither hatte das maritime Rostock seinerseits eine attraktive Heimstatt, die viele interessierte Besucher anzog. In den Jahren 1975/76 wurde die Sammlung noch einmal umgestaltet und in der nachfolgenden Zeit stetig erweitert. 1990 wurde das Schifffahrtsmuseum mit dem Schiffbaumuseum auf dem Traditionsschiff zusammengelegt.

Unglücklicher "Höhepunkt" der Geschichte des traditionsreichen Hauses war der Beschluss der Bürgerschaft, das maritime Museum zu schließen. Sollte sich für die Sammlungen eine andere wirklich gute Lösung finden, wäre die Rückkehr zum Kunstmuseum der Stadt Rostock sicher ein überlegenswerter Gedanke. Ein Ausstellungsstück wäre dann immerhin schon da. Schon im alten Kunst- und Altertumsmuseum waren jene, die Geschichte von Amor und Psyche darstellenden, Tapeten zu sehen, die aus dem Haus des Advocaten Becker vom Neuen Markt 5 stammen. Seine Tochter Clara hatte die um 1820 bei Dufour in Paris gedruckten Tapeten dem Museum übereignet. Im späteren Schifffahrtsmuseum wurden sie in einem Raum im ersten Obergeschoß untergebracht. Die dazu gestellten Möbel sind Leihgaben des Kulturhistorischen Museums. Beachtenswert ist auch die Stuckdecke aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts im gleichen Raum.

Das Museumsgebäude selber ist ein zweiflügeliger dreigeschossiger Putzbau. Er steht auf einem hohen Sockel. Die Fassade ist geprägt von rundbogigen Fenstern, dem gleichartig gestalteten Portal und einem Eckturm mit Haube. Gemeinsam mit dem einst gegenüberstehenden Theater war dies, unmittelbar vor dem Steintor gelegen, ein markantes städtebauliches Ensemble. Erhalten geblieben ist im Inneren auch das schöne Treppenhaus.

Seit 2006 wird das Haus von der Societät Rostock maritim e.V. genutzt. Gezeigt werden noch zahlreiche maritime Exponate aus Museumszeiten und wechselnde thematische Ausstellungen.

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