| 
HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Badstüberstraße 5-6 (ehemaliger Speicher) 
von Hans-Heinrich Schimler (Text und Fotos), historische Fotografien aus der   Sammlungen Detlev Preuß "Aus diesen beiden Buden (613/614) und den beiden Buden  615/616 hat Herr Agent Simon Wiegert einen Speicher erbauet, welcher ihm  zugeschrieben worden den 19ten Maij 1798". Der Eintrag im Grundregister der  Stadt Rostock verweist auf den zeitlichen Rahmen eines bemerkenswerten  architektonischen Einschnitts in der Badstüberstraße, einer recht engen, überwiegend  mit als Buden bezeichneten bescheidenen Häusern bestandenen Straße in der  Rostocker Neustadt. Es war der Rostocker Gewürzhändler Simon Wiegert, der Raum  für seine Waren benötigte. Dass er darüber hinaus vierzehn weitere Grundstücke  in der Stadt besaß, deutet auf einen nicht gerade minderbemittelten Kaufmann  hin. 1984 gab es erste Vorstellungen zur Erneuerung.  1987 lag eine entsprechende Studie vor. Doch noch sollten einige Jahre  vergehen, bis dieses Zeugnis Rostocker Handelstätigkeit für eine neue Nutzung  hergerichtet wurde. Es wird heute für Gewerbe und als Wohnhaus genutzt und  zeugt immer noch von der Ex- und Importtätigkeit Rostocker Kaufleute. Das  Mecklenburgische Hinterland war dabei bedeutender Lieferant  landwirtschaftlicher Erzeugnisse.
 Auf den vier genannten Grundstücken ließ er einen Speicher  errichten, der noch heute zu den größten der Stadt zählt. Das Erdgeschoß wurde  in Ziegelmauerwerk aufgeführt, die oberen Etagen in Fachwerk. Ein mächtiges  Balkenwerk gab die statische Sicherheit für die Lagerung großer Mengen Güter.  Es ist anzunehmen, dass neben Gewürzen auch Getreide gelagert wurde. Schiefe  Ebenen ermöglichten dessen Abrutschen für den Transport. Das Mansarddach des  Speichers war seinerzeit eine Neuheit unter den bis dahin verwendeten Dachkonstruktionen.
 In späteren Jahren war der Speicher, der damals die  Hausnummer 28/29 trug, lediglich unter seiner Funktion jedoch ohne Eigner in  den Adressbüchern verzeichnet. Die Ausgabe des Jahres 1900 registriert den  Tischler Martin Gaertner als Besitzer. Ab 1904 ist die von Albert, Siegmund,  Otto und Heinrich Josephy geführte weit ins Mecklenburgische hinein bekannte Firma  H. Josephy Eigner des Speichers. Sie handelte mit Pferden, Getreide, Mais,  Ölsaaten, Sämereien, Futterstoffen und Düngermitteln. 1930 übernimmt die  Rostocker Speichergesellschaft, die später mit dem Namen Hoppe & Luckow  genannt wird, den stattlichen Bau. Sie ist auch noch im letzten Rostocker  Adressbuch von 1949/50 als Eigner des Hauses verzeichnet. Pächter ist die  Herbaria GmbH, Kräutererfassung, -anbau und -verwertung  mit ihrem Büro in der nahegelegenen  Wokrenterstraße. Später werden Kultur- und Spielwaren sowie Zellstoff und  Papier gelagert und auch die GHG Technik nutzt den Bau, der inzwischen recht  unansehnlich wurde. Darüber hinaus ist er das einzige erhalten gebliebene alte  Gebäude der Straße. Alle anderen Häuser der Straße wurden im Zuge der  Neubebauung des zwischen der Langen Straße und der Warnow gelegenen Viertels  abgerissen.
     |