HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Bei der Nikolaikirche 7 
(ehemaliges Pastorenwohnhaus mit Garten)

Text und Foto: Hans-Heinrich Schimler

Das Haus Bei der Nikolaikirche 7 ist ein 1734 errichtetes barockes Traufenhaus mit fünf Achsen und zwei Etagen. Das Haus wurde auf den Grundmauern eines Vorgängerbaus errichtet. Auf einer Steintafel ist die Entstehung eines Baus mit dem Jahr 1419 datiert. Wahrscheinlich ist er beim großen Stadtbrand von 1677 zerstört worden. Es gab einen Nachfolgerbau, den das Schicksal im Jahre 1703 ereilte. Am 6. Dezember jenes Jahres stürzte zur Mittagzeit der Turm der Nikolaikirche während eines Orkans nieder. Das Haus wurde stark beschädigt. Es wird berichtet, dass sich der Diacon Bergmann im Hause aufhielt und unter einen Tisch flüchtete, was ihm wohl das Leben rettete.
1734 entstand also dann das heutige Haus. Es ist ein geputzter Bau. Im Südgiebel ist Keramik eingemauert. Die Dachziegel sind naturrote S-Pfannen. Im Inneren des Hauses sind die barocke Treppe sowie eine Stuckdecke aus dem 18. Jahrhundert und eine bemalte Decke erhalten geblieben. Das Grundstück grenzt mit dem Garten im Osten an die Stadtmauer.
Im Jahre 1895 wurde die alte Kemlade abgerissen und ein neuer Flügelbau errichtet. 1969  wurde das Haus rekonstruiert. Ein Jahr später wurde ein neuer Schornstein aufgemauert. Bis spätestens 1969 befanden sich seit der Zeit nach dem Krieg im Haus Wohnungen für vier Familien.
2002 wurde das Haus aufwändig saniert und als Wohnhaus für eine Familie hergerichtet. Dabei wurde auch der alte Flügelbau wegen Baufälligkeit abgerissen und ein neuer errichtet.
Das Haus ist ein wichtiges Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur und eng mit der Geschichte der Nikolaipfarre verbunden und war immer in kirchlichem Besitz. Es war ein Wohnhaus von kirchlichen Angestellten von St. Nikolai. Das Haus und seine Vorgängerbauten waren schon um 1600 im Rostocker Grundregister mit dem Eigentümer „Die beiden Prediger“ genannt. Im Tarnowschen Stadtplan von 1880/90 wurde das Haus als Diaconat, also als Amt und Wohnung des Diacons bezeichnet, der als kirchlicher Angestellter in der Gemeindearbeit tätig war, zum Beispiel im Konfirmandenunterricht.

Dass es sich nicht um ein Pastoren- oder Küsterwohnhaus handelt, kann man aus Dokumenten entnehmen. Auf einer Zeichnung vom 2. November 1895 ist von einem Umbau des Waschhauses auf dem Hof des Predigerhauses der Nikolaikirche die Rede. Einige Monate zuvor, am 26. August 1895, wurde der Durchbau des Flügelgebäudes am Pastorenwohnhaus der Nikolaikirche dokumentiert, wobei auf der Zeichnung das Wort Pastoren durchgestrichen und durch das Wort Diaconen ersetzt ist. Auf dieser Zeichnung befinden sich Raumbezeichnungen wie Zimmer des Herrn, Zimmer der Frau und Zimmer der Konfirmanden, was auf eine Nutzung eines höheren kirchlichen Angestellten schließen lässt. Der Flügelbau wurde als Stube der Konfirmanden genutzt.
 
Übersicht Übersicht Karte Stadtmitte Karte