Bei der Nikolaikirche 8
(Pastorenwohnhaus mit Garten)
Ein Predigerhaus mit kirchennaher Lage
von Hans-Heinrich Schimler
Das alte Predigerhaus der Nikolaikirche mit der Adresse Bei der Nikolaikirche 8 steht unmittelbar neben der Kirche, direkt am unter dem Chor der Kirche hindurchführenden Schwibbogen. Es hat von der Straße aus keinen Zugang. Eine Pforte in einem kleinen Anbau öffnet dem Besucher den Weg in den Garten und zum Eingang des Hauses. Über diese Pforte führt ein heute verschlossener Gang direkt in den Kirchenchor. Das in Backstein errichtete Gebäude ist mit Putz und Ziegeleindeckung versehen. Eine erhalten gebliebene gotische Steintafel nennt in einer lateinisch verfassten Inschrift 1419 als Baujahr. Eine zweite Inschrift besagt dass das Haus 1738 renoviert wurde. Dahinter steht ein Umbau im Zeichen des Barock. Zeugnisse dafür sind Fragmente barocker Deckenmalerei, die im Dachbereich zu sehen sind und eine sehr schöne Stuckdecke aus dieser Zeit in einem größeren Raum in der oberen Etage. Erhalten geblieben ist auch die schöne Barocktreppe im Inneren. Am Giebel sind eingemauerte Keramiken zu sehen.
Nach Norden hin gibt es einen Flügelanbau. Auch dazu gibt eine Inschrift Auskunft. In ihr heißt es, dass das Querhaus 1456 vom Kirchenherrn zu St. Nikolai Hermann Becker errichtet wurde. Die vollständigen Texte können bei Schlie nachgelesen werden. Lorenz allerdings sieht den Bau ins 17. Jahrhundert datiert. Der Seitenflügel erhielt im Krieg einen Bombentreffer. Er ist dadurch um eine Achse verkürzt und hat anstelle des alten Giebeldaches ein flacheres Satteldach. Nach umfassender Erneuerung wurden die Reparatur- und Restaurationsarbeiten 2004 abgeschlossen. Neben Räumen für die Gemeinde gibt es im Haus auch Wohnungen.
Das Haus ist Teil eines ganzen Ensembles von Kirchhäusern und diente den jeweiligen Pastoren auch als Wohnung. In den Adressbüchern ist über den erstaunlich langen Zeitraum von 1856 bis 1890 J. J. E. Bruger, Diaconus an St. Nikolai verzeichnet. Ihm folgt für die nächsten Jahre zunächst mit dem gleichen Titel Carl Ritter. Ab 1896 wird er als Pastor und ab 1897 auch als Superintendent geführt. Im Jahre 1900 folgt ihm Pastor Ernst Timm. Auch er bleibt viele Jahre lang bis 1922 im Amt und trägt zum Ende seiner Zeit noch die Titel Hauptpastor und Garnisionsprediger. Der nächste ebenfalls langjährige Pastor ist Karl August Behm, der noch im letzten Rostocker Adressbuch von 1949/50 gemeldet ist. Zu erwähnen wäre noch, dass der Rostocker Maler Thuro Balzer laut Eintrag von 1922 ein Atelier im Hause hatte.