HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Doberaner Straße 143 (Villa, ehemal. Botanisches Institut mit Garten)
 
Im Vordergrund die Villa 1931. Foto Sammlung Berth Brinkmann

Die restaurierte Villa Schatz. Foto Hans-Heinrich Schimler
Die restaurierte Villa Schatz.Foto Hans-Heinrich Schimler

 

Text von Hans-Heinrich Schimler

Die Schatzsche Villa


Wie der Name schon sagt, trägt die rechts neben der einstigen Frauenklinik gelegene Schatzsche Villa den Namen des Direktors der Frauenklinik, Professor Friedrich Schatz.1884 erwarb die Universität die Villa. Der dazugehörige Garten mit schönem altem Baumbestand wurde zum Botanischen Garten der Universität umgestaltet. Zwei Gewächshäuser ergänzten die Anlage. In der Villa wurde ein Botanisches Institut eingerichtet. Damit wurde eine Lücke in der Reihe der Institute für naturwissenschaftliche Forschungen in Rostock geschlossen.
Der Bau der Villa wird in das Jahr 1841 datiert. Belege gibt es nicht. Auch der Bauherr ist unbekannt. Für die Jahre 1872-75 ist Graf von Blücher der Eigner, 1882 der Rentier Voß und schließlich Professor Schatz. 1883/84 ist er als Eigentümer in den Adressbüchern und in Streuerbescheinigungen belegt.

Die Villa war stilistisch in den Spätklassizismus einzuordnen. Sie wurde als mehrachsiger Putzbau mit zweigeschossigem Mittelgebäude und sich anschließenden eingeschossigen, vierachsigen Seitenflügeln errichtet. An der Gartenseite befand sich eine zweiläufige Terrasse und ein Souterraingeschoss zum Ausgleich des abfallenden Gartenterrains. Der Mittelbereich des Hauses war mit einem erhöhten Walmdach, die Seitenflügel mit flachen Walmdächern versehen. Es wird angenommen, dass die Außenfassade hellbeige bis altweiß gestrichen war. Die Villa war von einem großen Garten umgeben, der schon vor dem Umbau zum Botanischen Institut als Botanischer Garten fungierte. Dazugehörig war auch der angrenzende Haedgesche Garten. Im Stadtplan von 1866 ist er als Botanischer Garten ausgewiesen.

Mit dem 2. Januar 1884 ging die Villa des Professors für die Summe von 34.500 Reichsmark in den Besitz der Universität Rostock über. Am 16.Mai des Jahres wurde das Haus an den neuen Eigner übergeben. Noch im gleichen Jahr wurde mit dem Umbau zum Botanischen Institut begonnen. Dafür verantwortlich zeigte aller Wahrscheinlichkeit nach Landesbaumeister Luckow. Auf jeden Fall wurden von Luckow Bestandspläne für den Umbau erstellt. Die erforderlichen Mittel kamen aus dem Verkauf des Lamark´schen Hebars in Paris. Er brachte 12.000 Franc ein, was etwa 9.000 Reichsmark entsprach. Eine der wichtigsten Vorhaben beim Umbau war die Aufstockung der Seitenflügel. Sie wurde in einem historisch-neobarocken Stil ausgeführt. Ein Katasterplan von 1919 zeigt die Ausdehnung des Gartens bis hin zur Alten Werderstraße, die nicht mehr existiert, deren Ansätze jedoch noch am Patriotischen Weg und in der Friedrichstraße zu sehen sind. Restauratorische Untersuchungen lassen fünf verschiedene Farbgebungen aus den Jahren 1841, 1884, etwa 1915 bis 1930, etwa 1980 und 1993 erkennen. In den 1980er Jahren wurde eine Neufassung der Fassaden vorgenommen. Um 1993 kam es zu nicht denkmalpflegerischen Eingriffen, denen die gartenseitige Treppe zum Opfer fiel. Seit der Sanierung wird das Haus als Verwaltungssitz des Universitätsklinikums genutzt. Auskunft zur Restaurierung gibt ein Gutachten des Rostocker Restaurators Jörg Schröder. Informationen aus dem restauratorischen Gutachten sind in diesen Artikel eingeflossen.

Zu vermerken wäre noch, dass ein auf dem von Paul Tischbein 1843 geschaffenen Gemälde „Rostock vom Spittaschen Gartenhause“ ein Haus zu sehen ist, dass ursprünglich für die Schatzsche Villa gehalten wurde. Es stellte sich aber heraus, dass es sich um die Schalenburg-Villa handelt. Sie stand in etwa dort, wo sich heute der Hof der Frauenklinik befindet. Der Stil wird im Gegensatz zum Toskanischen Villenstil des Schatz-Hauses als hellenistisch-klassizistisch bezeichnet. Auf einem Stadtplan des Jahres 1902 sind beide Villen dargestellt. A. F. Schalenburg war Geheimer Kommerzienrat und als Reeder und Kornhändler in Rostock tätig.
 
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