Die stattliche Fassade in der Doberaner Straße. Foto: Berth Brinkmann
 
HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Doberaner Straße 43b (Wohnhaus)

Text von Hans-Heinrich Schimler

Einer der stattlichsten Bauten der Kröpeliner-Tor-Vorstadt ist das Haus Doberaner Straße 43b. Der Buchstabe in der Hausnummer ergibt sich daraus, dass das Terrain an der Ecke Fritz-Reuter-Straße lange unbebaut geblieben war. Es wurde vor dem Zuschütten vom Klosterbach durchflossen, der sich exakt dort zu einem Teich weitete. Ein mehr als 90 Jahre alter Kunde der Apotheke hat noch gut in Erinnerung, dass er als Kind dort spielte.

Bauherr des vom Architekten Alfred Krause, dem Partner Paul Korffs, entworfenen und 1914 fertiggestellten Hauses war der Apotheker Johannes Piper. Er eröffnete hier die Fritz-Reuter-Apotheke und Drogenhandlung. Kolonialwarenhändler Henry Lilienfeld, Bankdirektor Hermann Tanzen, Fräulein Josephine Boeck und der Hofbuchhändler Alfred Naumann zogen als Mieter ein. 1916 ließ sich Dr. med. Friedrich Kreutzer als erster Arzt im Haus nieder. Albert Döscher betrieb die Sievershagener Brotverkaufsstelle. 1919 war W. Blanke Inhaber der Apotheke. Das Haus gehörte den J. Piper`schen Erben. Zu den Mietern gesellten sich noch der Manufakturwarenhändler Moritz Bernhard, die Filiale der Central-Molkerei und Josef H. Tardey, Mitinhaber der Firma Rohag, Eisen- und Maschinengesellschaft, zuvor Rostocker Handelsgesellschaft. 1923 wird Franz Josef Bosch Inhaber der Apotheke. Die Mieter wechseln ständig. Es gibt eine erstaunlich hohe Fluktuation. 1927gab es mit Fritz und Friedrich Kreutzer zwei Ärzte im Haus. Auch der Polizeioberleutnant Otto Brakert war zweitweise ansässig. 1929 gab es mit Dr. Wilhelm Boldt wieder einen Wechsel im Besitz der Apotheke. Er richtete sich 1934 dazu noch ein Olo-Laboratorium für pharmazeutisch-chemische Präparate ein. Gärtner Wilhelm Bernier aus der Augustenstraße eröffnete 1929 ein Geschäft und Wanda Niendorf einen Damenfrisiersalon. 1934 ließ sich der praktische Arzt Dr. Paul Wiederhold nieder, ein Jahr später noch die Commerzbank-Depositenkasse. 1936 ist Gerhardt Bahr, Pastor an der Heilig-Geist-Kirche verzeichnet.

In den vierziger Jahren ließ sich Gustav Schmidt im Haus nieder. Im Adressbuch 1949/50 ist er als OHG mit einem Schuhaus verzeichnet. Apotheker Boldt hatte noch Medizin studiert und wird folglich mit seiner Fachrichtung als Facharzt für Augenkrankheiten geführt. Nach seinem Weggang kam die Apotheke in staatliche Verwaltung. Heute wird sie wieder privat geführt. Das Haus ist zu einem Ärztehaus geworden. In den Praxisräumen lassen sich noch die einst sehr großzügig angelegten Wohnungen erahnen.

Neben der äußeren architektonischen Gestaltung mit Eckerker, Balkonen, Gesimsen, rundbogigen Fenstereinfassungen und Kleinplastiken ist auch der sehr ansprechende Eingangsbereich sehenswert.

 

Der eindrucksvolle Eingang zum Haus. Foto: Hans-Heinrich Schimler

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