Text von Hans-Heinrich Schimler
Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zu umfassenden baulichen Veränderungen an dem zwischen dem Schröderplatz und der Stampfmüllerstraße gelegenen Abschnitt der Doberaner Straße. Während die Seite zum Gertrudenplatz weiterhin vom dortigen Krankenhaus und seinem Park geprägt war, wurde die gegenüberliegende Seite mit neuen Häusern bebaut.
Das Haus Nr. 6 wurde 1904/05 errichtet. Es ist in gleich zweierlei Beziehung des Gedenkens wert. Der Entwurf stammt nämlich aus dem Atelier für Architektur, Kunstgewerbe und Bauausführungen der Architekten Krause & Korff.
Der Entwurf für dieses Haus geht bereits auf das Jahr 1900 zurück. Verändert wurden bei der Bauausführung lediglich die Hofbereiche. Denn dort zogen die Setzer und Drucker der Druckerei Rensch & und Schlottmann ein. Das Adressbuch von 1910 vermeldet die entsprechenden Daten. Des weiteren teilt es uns mit, dass die Mecklenburgische Volkszeitung mit Redaktion, Expedition und Buchhandlung ihren Sitz hatte. Außerdem wohnte der Redakteur der Zeitung, Franz Starosson, im Haus, an den noch heute der Starossonblock zwischen Detharding- und Strempelstraße erinnert. Im Innenhof des von seinem Sohn Alfred mit initiierten Wohnblocks gab es bis 1933 einen Gedenkstein für Franz Starosson, der 1918/19 Minister in der Mecklenburgischen Regierung in Schwerin und darüber hinaus noch Mitglied der Nationalversammlung war. Er starb 1919.
Die Druckerei ging schließlich in den Besitz der Volkszeitung über, die auch Eigner des Hauses wurde, in dem auch die SPD ihre Geschäftsräume hatte. Der Konsumverein für Rostock und Umgebung hatte sich mit einer Verkaufsstelle eingemietet und schließlich wohnten noch mehre Mieter im Hause, zu denen 1921 noch die Witwe Emma Starosson zählte. 1932 unterhielt die Arbeiterwohlfahrt eine Nähstube.
Mit dem Machtantritt Hitlers 1933 und der folglichen Enteignung zog mit dem Schweriner Staatsministerium der Niederdeutsche Beobachter ein. Auch das Naziblatt betrieb eine Buchhandlung im Hause. Außerdem erhielten die NSDAP-Kreisleitungen Rostock-Stadt und Rostock-Land Büroräume. Die Dienststelle Bann 90 der Hitlerjugend und der Reichsluftschutzbund zogen ebenfalls ein. 1938 waren noch das Amt für Volkswohlfahrt Rostock-Land und das Kreisgericht für Rostock-Stadt und Rostock-Land in das Haus gezogen. Außerdem gab es den Herren- und Damen-Salon von Willi Ramp, der dort auch nach dem Krieg noch sein Geschäft hatte.
Mit dem Land Mecklenburg als Eigner, der Landesdruckerei und der Landeszeitung, aus der später die Ostsee-Zeitung wurde, begann die Nachkriegsgeschichte des Hauses. Heute hat neben anderen Nutzern wieder die SPD ihren Sitz im Hause.
Die Fassade weist Elemente des Jugendstils auf und wird sichtlich von den großen Balkonen gegliedert. |