HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Freiligrathstraße 14 (ehemaliges Wohnhaus mit Garten und Einfriedung)

Text von Hans-Heinrich Schimler

Eine der ganz großen Villen der Steintorvorstadt steht auf dem Grundstück Freiligrathstraße 14, die im Baujahr 1913 noch Loignystraße hieß. Dabei erstreckt sich die Denkmalwürdigkeit auch auf den Garten und dessen Einfriedung. Durch den Standort zwischen der Freiligrath- und der Herweghstraße, die gemeinsam mit drei weiteren Straßen im Halbkreis vom Bahnhofsvorplatz ausgehen, hat das Haus eine äußerst wirkungsvolle Lage. Die Pläne lieferte der Architekt Paul Korff. Die schräg zum Bahnhof stehende Hauptfassade des zweigeschossigen Putzbaus wird von einem hohen Mansardendach abgeschlossen. Blickfang der Fassade ist ein halbrunder Vorbau, der im Erdgeschoss als Erker und im Obergeschoss als Loggia gestaltet ist. Unter seinem flachkuppeligen Dach zieht ein von kannelierten Pfeilern getragenes Hauptgesims die Blicke auf sich. Es ist reich mit Putten und Rankwerk geschmückt.

Die ein wenig zurückhaltender gestaltete Rückseite des Hauses geht auf den dank der Ecklage des Grundstücks recht großzügigen Garten hinaus. Sie wird von einer dreiachsigen Veranda geprägt, auf der es im Obergeschoss eine geräumige Terrasse gibt. Seitwärts führt noch eine Freitreppe ins Haus.

Bauherr der repräsentativen Villa war der Kaufmann Gustav Fischer. Gemeinsam mit seinem Bruder Hans und dem Dänen Eric Larsen war er der Inhaber der Firma „F. W. Fischer, Schiffsreederei, Spedition, Befrachtungs- und Klarierungsgeschäft“ in der Koßfelderstraße 23. Das Unternehmen zog später in die Koßfelderstraße 10 um. Beide Häuser gibt es nicht mehr. Am 1. April 1914 hatte Gustav Fischer die Firma Fischer & Larsen gegründet, an der Magnus und Niels Larsen beteiligt waren. Später führte Gustav Fischer sie alleine weiter.

Friedrich Wilhelm Fischer war der 1902 verstorbene Vater der beiden Brüder. Wie der Vater hatte auch Gustav Schiffe für die Reederei auf der Neptunwerft bauen lassen. Sein erstes in Auftrag gegebenes war die 1904 gebaute „Käthe Vick“. 1933 verkaufte Gustav Fischer sein letztes Schiff. 1939 ist er letztmalig im Adressbuch verzeichnet. Nach seinem Tod war seine Witwe Magdalene Eignerin des Hauses.

Im Adressbuch 1949/50 ist die Zentralversuchsanstalt für Tierzucht Dummersdorf als Besitzer verzeichnet. Sie hatte im Haus ein chemisches Labor eingerichtet. Auch heute wird der Bau von einem Unternehmen genutzt.