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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Gehlsheimer Straße 20 (Krankenhausanlage mit Klinikpark)

von Hans-Heinrich Schimler (Text, Fotografie) und Berth Brinkmann (Fotografie)

"Den regelmäßigen Verkehr auf der Warnow, die hier den Hafen der Stadt Rostock bildet, vermitteln zwischen der Stadt und dem Dorfe Gehlsdorf bezw. der dem letzteren benachbarten Anstalt, die man Gehlsheim nannte, ausser verschiedenen Motorbooten grosse Dampffähren, so dass die Anstalt trotz ihrer erwünschten ländlichen Abgelegenheit leicht von der verkehrsreichen Stadt aus erreicht werden kann". Derart beschrieb Landbaumeister Schondorf die Lage der "Landes-Heil- und Pflegeanstalt Gehlsheim in Mecklenburg" in einer gleich lautend betitelten Arbeit und fuhr einige Zeilen weiter fort, dass man vor allem bestrebt war, "den in den Gebäuden für ruhige Kranke sich Aufhaltenden und auch den Bewohnern des Verwaltungsgebäudes den reizvollen Ausblick auf das Leben und Treiben des davor gelegenen Hafen und weiter auf das überaus malerische und schöne Bild der alten Seestadt Rostock mit ihren mittelalterlichen, hochragenden Türmen zu bieten".

Viel anschaulicher ließe sich gewiß kaum beschreiben, was da jenseits der Warnow entstanden war. Grundlage des Vorhabens war das "Allerhöchste Schwerinsche Reskript vom 14. Oktober 1892 betreffend den Neubau einer Irrenanstalt in Gehlsheim bei Rostock". Darin wurden vor allem bauliche und administrative Festlegungen getroffen und auch eine überzeugende Argumentation für den Standort geliefert. "Die Anstalt in Gehlsdorf", so heißt es, "wird nach unserem Plan frei und anmuthig, in freundlicher ruhiger Umgebung, mit schöner Aussicht auf die Stadt, dem Geräusch und den Störungen der selben entzogen und dennoch ihr nahe genug für einen häufigen und bequemen Verkehr, an einem fließenden Wasser, auf trockenem und gesundem Baugrund, und soweit absehbar der Gefahr der Umbauung nicht ausgesetzt und in einer Nachbarschaft liegen, welche ihrer künftigen Ausdehnung nicht hinderlich sein wird".

Nach dreijähriger Bauzeit war die Großherzogliche Irrenanstalt Gehlsheim am 12. November 1896 eingeweiht und am 17. November eröffnet worden. 1889 hatte man zu diesem Zweck die Gehlsdorfer Erbpachthufe Nr. 1 erworben. Unter Leitung des Schweriner Architekten und Geheimen Baurats Hermann Schlosser entstand ein symmetrisch angelegtes Ensemble im so genannten Pavillonsystem mit Wirtschafts- und Verwaltungsbauten in der Mitte und den Krankenbauten zu beiden Seiten. Dazu kamen in der Seitenachse noch ein Infektionshaus und ein Sezierhaus mit Kapelle sowie Wohn- und Wirtschaftsbauten für die anstaltseigene Landwirtschaft. Gehlsheim, das ab 1916 Heil- und Pflegeanstalt hieß, war bis 1939 eigenständige Ortschaft, seit 1900 auch Standesamtsbezirk. Der Verwaltungsleiter war als Regierungsoberinspektor gleichzeitig Bürgermeister und Standesbeamter.

Eingebettet wurde die Anlage in einen 6 Hektar großen Park, der mit Eröffnung der Anstalt nach 1894 gefertigten Plänen bereits zum großen Teil angelegt war. Eingezäunte Gärten mit Wandelwegen an den Bauten für "ruhige" Kranke und ummauerte Gärten an den Häusern für die "unruhigen" Patienten gehörten zum Konzept der Anlage.

Eine 1983 vorgenommene Erfassung des Baumbestandes in den zur Universität gehörenden Grünanlagen ergab für den Gehlsheimer Park eine Auflistung von 2349 Bäumen. Sie unterteilten sich in 2262 Laubbäume in 26 Gattungen und 39 Arten sowie in 87 Nadelbäume in 9 Gattungen und 13 Arten. Später wurde dieses Verhältnis von 96 Prozent Laub- und 4 Prozent Nadelbäumen durch Neuanpflanzungen von Nadelgehölz verändert, was den Park an einigen Stellen zu Ungunsten der ursprünglichen Pläne veränderte und zurückgebaut wird.

Vor allem Sandbirken und Winterlinden stammen aus der Gründerzeit des Parks. Einige Bäume, darunter Eichen, Rotbuchen, Linden und Flatter-Ulmen könnten nach Schätzung eines Baumprüfers schon vor der Anlage des Parks auf dem bäuerlichen Grundstück gestanden haben. Der größte Teil der Bäume steht in den seitlichen Parkbereichen mit über die Jahre aus zunächst nur größeren Gehölzgruppen gewachsenen Waldcharakter. In den Rasenflächen zwischen den Pavillons sind besonders schöne Einzelexemplare zu finden. Dazu gibt es als Bindeglied zwischen den beiden Anlagevarianten freie Flächen mit einzelnen Busch- und Baumgruppen.

Eine bemerkenswerte mit Winterlinden bestandene Allee führt von einem Tor im Westen zum Verwaltungsgebäude. Das Tor sollte der Hauptzugang der Anstalt werden, was am Widerstand der westlich anliegenden Kleingärtner scheiterte. Sie waren nicht bereit, ihre Gärten für die anzulegende Straße von der Warnowfähre her aufzugeben. So wurde schließlich der Wirtschaftseingang zum alleinigen Zugang. Eine ordentliche Landverbindung nach Rostock gab es noch nicht. Erst 1923 wurde ein fester Weg über Dierkow gebaut, der erst nach 1950 zu einer festen Straße ausgebaut wurde.

Die doppelt geschwungene Winterlindenallee ist eine besonders gelungene Gestaltung. Verweise darauf, dass die entsprechende Alle östlich des Verwaltungsgebäudes damals ebenfalls mit Winterlinden, von denen zwei Exemplare vorhanden sind, bepflanzt wurde, lassen sich nicht finden. Mit der Einrichtung des neuen Wirtschaftszugangs wurden 2003 vom alten Baumbestand bis zum neuen Parkplatz  Winterlinden gepflanzt. Damit vervollständigt sich das symmetrische Bild der beiden Alleen, die den inneren Parkbereich einfassen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der denkmalpflegerischen Zielstellung, den Park möglichst nah am historischen Plan weiterzuentwickeln.

Viele seltene ausländische Baumarten schmücken den Park. Es wird erzählt, dass manch ein Baum von ihnen als Geschenk nach Gehlsheim kam. Professoren und Ärzte brachten sie von Reisen mit. Eine besondere Rolle spielte dabei Professor Max Rosenfeld, der von 1920 bis 1936 Direktor der Klinik war und von seinen Dienstreisen Gehölze mitbrachte.

Ginkgo, Götterbaum, Blutbuche, Tulpenbaum, Kaukasische Flügelnuss und Scheinzypresse sollen als Beispiele für viele andere Bäume stehen. Birke, Rotbuche, Berg- und Spitzahorn stellen die größten Bestände.

Ein Tulpenbaum und eine Schlitzblättrige Rotbuche sind seit 2003 als Naturdenkmale deklariert. Genannt sein soll auch der Mammutbaum vor der Gärtnerei. Er wurde von einem Gehlsheimer Gärtner gepflanzt.

Im östlichen Teil des Parks gibt es einen kleinen Friedhof, auf dem Einwohner und Patienten Gehlsheims beigesetzt werden konnten. Nach dem Krieg wurden auch an Typhus Verstorbene aus Rostock beigesetzt. Viele Steine sind verloren gegangen. Der Friedhofscharakter soll jedoch wieder sichtbar gemacht werden.

Spätere Errichtungen von provisorischen Bauten, das Poliklinik- und Stationsgebäude und der Abriss der  Wirtschaftsbauten für die neue Klinik brachten Veränderungen im Park mit sich. Der im September 2005 übergebene Klinikneubau, der sich harmonisch in die Symmetrie des Ensembles einfügt, war auch der Anlass für die Erstellung der bereits erwähnten denkmalpflegerischen Zielstellung. Erarbeitet wurde das Konzept von der Landschaftsarchitektin Petra-Christiane Krija und ihrer Mitarbeiterin Sylke Abel vom Büro Pck Landschaftsarchitektur.

Für diverse Bauarbeiten erforderliche Fällungen werden jeweils durch Neupflanzungen ausgeglichen. Die alte Mittelachse war einst mit Kastanien bestanden. Entlang des Neubaus sind deshalb auch wieder neue Anpflanzungen vorgesehen. Neue Sport- und Spielplätze anstelle einstiger Personalgärten am Hang zur Warnowniederung stehen für Kinder und Jugendliche bereit. Auch zwei Patientengärten wurden hergerichtet.

Der eindrucksvolle Blick auf die Stadt war, wie eingangs zitiert, bereits in die alten  Schlosserschen Gestaltungspläne eingebunden. Über die Jahrzehnte verwachsen, ist der Blick über die Warnow nun wieder von einigen Standorten aus möglich. Weitere werden folgen. Und auch von Rostock aus ist der Park gut zu sehen. Der einstige Wasserturm und das Verwaltungsgebäude sind dabei vom städtischen Warnowufer aus die architektonischen Akzente inmitten des eindrucksvollen Baumbestandes.

Übersicht Übersicht

 

 
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