HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Gertrudenplatz 1 (Krankenhausanlage und Klinikpark)

Die Krankenhausanlage mit Park vom Schröderplatz aus.
Ansicht um 1900

Ansicht vom Doberaner Platz um 1910

Ansicht um 1912

Ansicht um 1916

Text : Hans-Heinrich Schimler
Fotos: Archiv Berth Brinkmann und Sammlung Detlev Preuß

Manche Dinge in der Geschichte der Rostocker Parks und Gärten erinnern schon ein wenig an unsere eigenen Tage auf dieser Welt. Am Beispiel des kleinen Parks Schrödersruh vor dem Kröpeliner Tor lässt sich das belegen. Die kleine, gerade mal 1,7 Hektar umfassende Anlage hat in ihrem gärtnerischen Dasein allerhand erlebt. Den meisten Rostockern wird sie heute wohl als Klinikpark des einstigen Städtischen Krankenhauses ein Begriff sein. Und genau das war auch der Stein des Anstoßes, der die Rostocker auf die Barrikaden trieb. Ihren Unmut ließen sie in mitunter bitterbösen Briefen an die Rostocker Tageszeitungen ab. Viel anders ist das heute nicht. Die Presse dient als Sprachrohr der öffentlichen Volksmeinung.

Der so oft berechtigte Aufruhr hilft mitunter auch in unserer Zeit nicht weiter, was damals nicht anders war. Anlass der Empörung war seit 1849 der geplante  Bau eines neuen städtischen Krankenhauses. Die Notwendigkeit seiner Errichtung stand wohl außer Frage. Aber musste es ausgerechnet der Park Schrödersruh sein? Der war nämlich gerade unter ebenfalls reger Anteilnahme der Rostocker Bevölkerung zu einem gärtnerischen Kleinod vor den Toren der alten Hansestadt geraten. Die Bürger kamen zum freiwilligen Arbeitseinsatz, um die Anlage voranzutreiben, spendeten Bäume und leisteten weitere Hilfestellung. 1836 hatte sich der gerade ins Leben gerufene Rostocker Verschönerungsverein des Friedhofs angenommen. In zehnjähriger Bauzeit entstand also unter der bereits erwähnten Mitwirkung die erste Parkanlage vor der Stadt. Sie war ein Kleinod, wie man so sagt. Die Rostocker mochten ihren Park. Umso verständlicher war also ihr Zorn, als sie von den Plänen der Stadt erfuhren.

Und dann kommen die Stadtväter einfach so daher und wollen den so wunderschön gelungenen Park mit einer nicht gerade geringen Baumasse dezimieren? Da half nur Protest. Der allerdings war schließlich doch vergebens. Der Krankenhausbau wurde 1852 in Angriff genommen. Einem ersten Flügel kam 1863 noch ein weiterer dazu. Heute stehen die im 2. Weltkrieg beschädigten und vereinfacht wiederhergestellten Bauten längst auf der Denkmalliste, wie seit 1996 der Park auch. So ist der Lauf der Dinge nun mal.

Heute wird der weitläufige Gebäudekomplex vom Landesgesundheitsamt und dem Zentrum für Radiologie der Universität Rostock genutzt. Mit den verbliebenen Resten des Parks bilden sie eine Einheit, die allerdings zurzeit noch immer nicht vollkommen ist. Denn am Rande steht eine wenig ansehnliche Baracke, die hoffentlich eines Tages in den Abgründen vergessener Baugeschichte verschwinden wird. Das davon bestandene Terrain grenzte einst an den Wallgraben und war der Standort eines weiteren Krankenhausbaus, der die Zeiten nicht überlebte.

Der Name Schrödersruh geht wie der des Schröderplatzes auf den Rostocker Senator Dr. Johann Christian Schröder zurück. Er hatte sich die Fürsorge um die Armen der Stadt auf seine persönliche Fahne geschrieben. Vor Jahrhunderten war auf dem Gelände die Gertrudenkapelle entstanden in der der vielen Pestopfern gedacht wurde. Später wurde ein Armenfriedhof daraus. Als Schröder, der Begründer der Rostocker Armenordnung, 1809 starb, hatte er bereits verfügt, auf dem Friedhof seiner Armen beigesetzt zu werden. Schröder war am 8. März 1760 in Rostock zur Welt gekommen. Aus einer armen Familie stammend konnte er dennoch in Göttingen Rechtswissenschaften studieren. Danach erhielt er eine Stellung als Prokurator in der Justizkanzlei und beim städtischen Obergericht in Rostock. Am 24. Februar 1801 wurde er in den Rat berufen. Als Senator oblag ihm unter anderem das Armenwesen der Stadt. Er setzte sich für die Errichtung einer Armenanstalt ein. Neben dem Park erinnern der Schröderplatz und die Schröderstraße an den engagierten Mann.

So ist Schrödersruh also ein geschichtlich belegter und durchaus angebrachter Name für den Park.  Die Aufgabe der Denkmalpfleger besteht heute in der Pflege des Vorhandenen. 1998 wurde der Park saniert. Dazu gehörten auch Parkpflegemaßnahmen wie das Entfernen von Wildwuchs. Manch einer mag erschrocken gewesen sein ob der Rigidität des Tuns. Das Ergebnis aber spricht für sich. So schön sah der Park lange nicht aus. Wieder hergestellt wurde die historische Parkeinfriedung.
 
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