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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Gertrudenstraße 9-10 (Anatomisches Institut)

Beitrag mit freundlicher Genehmigung des Verlages Redieck & Schade GbR Rostock aus "Vom Collegium zum Campus - Orte Rostocker Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte", 2007, Gisela Boeck/Hans-Uwe Lammel/Ernst Münch/Wolfgang Eric Wagner (Hrsg.) unter Mitarbeit von Helga und Wolfgang Engel, Ekkehardt Kumbier und Reinhard Mahnke. Fotos von Berth Brinkmann und Detlev Preuß (historisches Foto)

Dieses "Medizinische Studiengebäude" (Entwurf C. Luckow) wurde 1878 eingeweiht. Es beherbergt heute das Institut für Anatomie und das Institut für Physiologie. Dem Aufschwung der Naturwissenschaften zu Beginn des 19. Jahrhunderts folgte der Ausbau der medizinischen Fakultäten in der zweiten Hälfte. Diese Entwicklung ging auch an Rostock nicht spurlos vorüber. Nach langen Verhandlungen in den 1870er Jahren, bei denen sich herausgestellt hatte, dass die wachsenden Aufgaben in Lehre und Wissenschaft von den vorhandenen Einrichtungen nicht mehr bewältigt werden konnten, wurde ein Neubau errichtet, der die verstreut liegenden Institute für Anatomie, Physiologie, Pathologie und Pharmakologie aufnahm. Das Baugrundstück erwarb die Universität vom Kunst- und Handlungsgärtner C. Haedge. Bis zum heutigen Tag machten sich angesichts steigender Studentenzahlen mehrere Um- und Erweiterungsbauten sowie Modernisierungen dieses Gebäudes erforderlich. Anatomische Sektionen sind in Rostock seit Beginn des 16. Jahrhunderts bekannt. Die Institutionen, an denen sie durchgeführt werden konnten, besaßen unterschiedliche Standorte in der Stadt. 1696 wurden im Weißen Kolleg (mal) Räumlichkeiten für die Anatomie zur Verfügung gestellt. Diese Alte Anatomie, damals auch Anatomisches Kuriositätenkabinett genannt, befand sich eingangs rechter Hand. Einem gewölbten Raum, dessen Boden drei Fuß unter der Erde lag, waren drei kleine Kammern angeschlossen, in denen die anatomischen Objekte untergebracht waren. 1790 wurde unter dem Medizinprofessor J. W Josephi ein erstes Anatomisches Institut in Rostock gegründet. Bald reichten die Räume am Alten Markt nicht mehr aus. 1844 erfolgte eine Verlegung in das manchmal auch als "Gartenhaus" bezeichnete Gebäude auf dem Hof des Universitätsgebäudes, wo die Anatomie bis 1878 verblieb.

Daneben wurde von F. H. Stannius 1838 das Institut für vergleichende Anatomie, Physiologie und pathologische Anatomie - das „Zootomisch-Physiologische Institut" - als eines der ersten in Deutschland gegründet. Es bezog Räume im Anbau des "Gartenhauses". Stannius` bedeutsamste Entdeckung sind die nach ihm benannten Ligaturen, die erstmalig Einblicke in die Selbstregulation des Herzens durch Lokalisation der Erregungszentren gewinnen ließen und die zu einer der Grundlagen moderner, nichtmedikamentöser Therapieverfahren bei Herzrhythmusstörungen wurden.

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