HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Hartestraße 27 (ehemaliges Kaufmannshaus mit Speicher)
 

Hartestraße 27

Speicher Pferdestraße


Speicher Pferdestraße um 1930


Text: Hans-Heinrich Schimler

Fotos: Hans-Heinrich Schimler, Archiv Volkmar Baier

Das denkmalgeschützte Haus Hartestraße 27 ist zweifellos eines der stattlichsten Gebäude in der Rostocker Altstadt. Baulich lässt es sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Es diente als Wohn- und Speicherhaus und hatte wie viele andere Häuser auch über lange Zeit Braurecht. Im Jahre 1800 geriet es in den Strudel des Rostocker Butterkrieges, in dessen Verlauf es geplündert wurde. In den Jahren zwischen 1804 und 1809 ließ sein damaliger Besitzer, der Kaufmann und Bürgermeister Joachim Daniel Koch, die Fassade im klassizistischen Stiel umbauen. An der rechten Seitenfront sind ein Lastenaufzug und mehrere Speicheröffnungen erhalten geblieben.

Ein Jahrhundert später war Ernst Winter Besitzer des Hauses. Er war Kommerzienrat und betrieb eine Materialwarenhandlung en gros. 1922 war er mit einem Kolonialwarengeschäft en gros gemeldet. Dazu betrieb er ein Heringslager am Hafen, am Grubentor und am Alten Markt. Darüber hinaus war er Königlich Norwegischer Konsul und Vorsteher an St. Petri. Außerdem gab es im Haus die Mecklenburgische Kaffee-Import-Rösterei und die Nordischen Malzkaffee-Werke von Eduard Winter. Dieser Eduard Winter war auch noch 1935 Eigner des Hauses. 1949 war der Spediteur Wilhelm Sugel Hausbesitzer. Das Haus, wird gewerblich und zum Wohnen genutzt. Es erlitt Kriegsschäden, die 1957 beseitigt wurden.

Zum Haus gehört noch ein denkmalgeschützter Speicher, der in der von der Hartestraße abgehenden Pferdestraße unter der Hausnummer 2 zu finden ist. Die Bauzeit des Speichers wird in das Jahr 1756 datiert. Im Adressbuch von 1949 ist er noch dem bereits beim Vorderhaus genannten Spediteur Wilhelm Sugel zugeeignet. Seit dem 19. Jahrhundert war dort die Rostocker Kaffeerösterei etabliert. Auf historischen Fotos ist zu sehen, dass der Speicher wie andere Bauten seiner Art ein hohes Dach, Schlupfgauben  und einen zur Straße gehenden Giebel hatte. Durch die Einwirkungen des Zweiten Weltkrieges stürzte der ebenfalls denkmalgeschütze, aus dem 19. Jahrhundert stammende Schornstein auf das Dach und zerstörte es weitgehend. Es wurde nicht wieder aufgebaut.

Im Jahre 2018 wurde das entkernte Gebäude denkmalgerecht restauriert. Die neue Nutzung beinhaltet zum einen eine etwa 84 Quadratmeter große Gewerbeeinheit, die beispielsweise als Büro oder Arztpraxis genutzt werden könnte. Dazu kommen sechs Wohnungen mit attraktiven Grundrissen in Größen von sechzig bis neunzig Quadratmetern mit modernem Komfort. Vier Tiefgaragenstellplätze vervollständigen den Bau. Fertigstellung und Bezug sind für das vierte Quartal 2018 geplant.

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