Text von Hans-Heinrich Schimler
Das Rostocker Adressbuch von 1890 verzeichnet unter der Adresse Bismarckstraße 24 eine Baustelle. Im Jahr darauf kann man lesen, wer der Eigner der schönen klassizistischen Villa in der heutigen Gerhart-Hauptmann-Straße war. Maurermeister Friedrich Hoth hatte sich das stattliche Haus gebaut. Mit angedeuteten Säulen gefasste Fenster, die Geschosse betonende Putzgliederung, bauplastischer Schmuck und ein übergiebeltes Eingangsportal schmücken die Fassade.
1907 gibt es mit Dr. Carl Schumann einen neuen Eigner, nachdem in den Jahren zuvor schon der Commandeur des Landwehrbezirkes Rostock, Oberstleutnant von Sydow und der General-Oberstarzt a. d. Dr. med. Franz Schulte als Mieter zu finden waren. In den Folgejahren wechselten Besitzer und Mieter häufig. Zu ihnen gehörten der Kaufmann Carl Schwarck, Landgerichtspräsident a. D. Heinrich Burmeister, der Königliche Baurat F. Willert und der Fischer Wilhelm Satow. 1913 schließlich erwarb Friedrich Gottschalk das Haus. Als Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs Hofjuwelier war er ein bekannter Mann in Rostock. Sein Geschäft hatte er am Hopfenmarkt 21.
Seit 1920 steht der Nervenarzt Dr. Hans Melchert als Eigner im Adressbuch. Er sollte ein viertel Jahrhundert bleiben, wohnte im Haus und führte eine Privatklinik, in der es seine Praxis und eine Bettenstation gab. Nach dem Krieg wurde er enteignet.
Neuer Eigner wurde die Stadt Rostock. 1949 hatte neben zwei Mietern die Bezirksstelle des Raiffeisenverbandes Mecklenburg e.V. ihren Sitz im Haus. 1950 richtete die Universitätshautklinik in der Villa eine Bettenstation ein. Die Nutzung durch die Klinik sollte ein Provisorium sein, das schließlich doch dreiundvierzig Jahre hielt. Erst 1993 wurde die Außenstation, in der es noch den fotodermatologischen Arbeitsbereich gab, geschlossen. Das Haus war dringend erneuerungsbedürftig.
Heute dient es als Wohn- und Geschäftshaus. Die Fassade zeigt sich nach ihrer Rekonstruktion in alter schöner Klarheit. Im Inneren blieben wertvolle Türen, eine Nische in der Hauptetage, die Treppe ins Obergeschoss und das Gitter des Oberlichtes im Eingangsbereich erhalten. Das Glas musste erneuert werden.
Ganz in der Nähe steht noch eine alte Litfasssäule. Sie trägt die für Rostock typische Haube und ist eine der letzten originalen Säulen in unserer Stadt.
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