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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Kröpeliner Straße 29 (ehemalige Regentie der Universität, "Bolzendahlsches Haus")

von Hans-Heinrich Schimler (Text) und Berth Brinkmann (Fotografie)

Hexen haben mitunter so ihre Geheimnisse. Und sollte im „Hexenhaus“ in der Kröpeliner Straße 29 jemals eines dieser immer so bösen Märchenwesen gelebt haben, nahm es sein Wissen mit ins Grab. Wie sonst ließe sich erklären, dass die Bezeichnung des Hauses nicht weiter zu deuten ist und vom Volksmund möglicherweise seinem über lange Zeit recht unansehnlichen Äußeren zugeschrieben wurde.

Letzteres hat sich inzwischen gründlich geändert und glücklicherweise gibt es auch noch einen zweiten Namen, mit dem sich nun aber wirklich etwas anfangen läßt. Als Bolzendahlsches Haus mit der ursprünglichen Hausnummer 2 erzählt der nunmehr sehr schmucke Bau ein ordentliches Stück Stadtgeschichte.

Frühere Häuser sind an dieser Stelle schon 1327 nachgewiesen. Ob allerdings nach dem Druckverbot für die Michaelisbrüder, die den Buchdruck nach Rostock gebracht hatten, die Universitätsbuchdruckerei im Hause angesiedelt war, ist nicht nachgewiesen. Die Motive im Renaissanceportal könnten darauf hindeuten. Das Rostocker Grundregister verzeichnet die Druckerei in der damals nach links angrenzenden Bude.

Seine spätere Gestalt erhielt das Haus wohl in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die westliche Seitenfront jedenfalls geht auf das frühe 16. Jahrhundert zurück. Es ist im Kern spätgotisch.

Im 19. Jahrhundert gehörte das Haus dem Rostocker Tuchfabrikanten J. C. L. Bolzendahl. Mit dem geplanten Neubau der Universität wurde das Grundstück für die Lehranstalt interessant. 1868 bot sie dem Kaufmann ein Tauschgeschäft an. Bolzendahl zog in die Hausnummer 5, die heutige Nummer 32. Dort hatte bis dahin der Universitäts-Pedell H. Werkmeister sein Domizil. Der Universitätsdiener und Rektoratsgehilfe zog nun also in das Bolzendahlsche Haus. Auch der Konducteur Prahst nahm dort Quartier. Er war der Bauleiter des Universitätsneubaus.

Der westliche Seitenflügel des Bolzendahlschen Hauses und die zwei angebauten Buden wichen der neuen Universität, die nur durch einen schmalen Durchgang vom Bolzendahlschen Haus getrennt ist. Seine barocke Gestalt erhielt das Haus im 18. Jahrhundert. Damals wurde auch noch ein weiters Geschoss aufgesetzt.

Heute hat das Akademische Auslandsamt der Universität seinen Sitz in dem sorgfältig erneuerten Haus. Neben der barocken Fassade ist das von den Restauratoren Lothar und Marcus Mannewitz restaurierte Renaissanceportal der schönste äußere Schmuck. Im Inneren sind das Treppenhaus und vor allem die schönen Räume im ersten Stock erwähnenswert. Ein Hexenhaus ist es nun nicht mehr.

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