Kröpeliner Straße 93
Kröpeliner Straße 93
 
HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE

Kröpeliner Straße 93 (Wohn- und Geschäftshaus)

von Hans-Heinrich Schimler (Text, Foto) und Berth Brinkmann (Foto)

Blutstraße 23 war die Adresse des heutigen Hauses Kröpeliner Straße im alten Rostock. Und es hat viele Bewohner und Geschäftsleute und damit viel Stadt- und Wirtschaftsgeschichte erlebt. 1878 ist im Giebel des Hauses zu lesen. Es ist das Jahr, in dem das einst gotische Gebäude, der damaligen Zeit entsprechend, eine neue Fassade erhielt. Sie zeichnet sich durch die Gestaltung des Giebels durch kannelierte Pilaster über dem Erdgeschoss aus. Es ist zweifellos eines der stattlichsten Häuser der Kröpeliner Straße.

Eine kleine Auflistung zeigt gleichermaßen Kontinuität und Wechsel der Eigner und Mieter des Hauses. Im Adressbuch von 1901 gehörte das Haus der Witwe Lucie Ristow. Ihre Mieter waren neben der Senatorenwitwe A. Berger die Kaufleute G. Popper, dem Betreiber einer Damenmantelfabrik, und Robert Köhler mit einem Posamentier-, Kurzwaren-, Putz- und Weißwarengeschäft. 1922 ist Robert Allwardt der Eigner des Hauses, in dem Joseph Allwardt das seinerzeit sehr bekannte Herrenhutgeschäft der Familie betrieb. Auch das im Hause ansässige Spezial-Handarbeitsgeschäft von Ida und Elise Radach war eine gefragte Adresse in Rostock. Das Herrenhutgeschäft gab es auch nach dem Krieg noch. Auch Heinrich Gildemeister, der ein Geschäft für Schreibmaschinen- und Bürobedarf betrieb, war nun unter dieser Adresse zu finden. Des Weiteren gab es die Firma Ernst Ellenberg, Schirme und Lederwaren, Inhaberin war Helene Pietrzyk.

Das Haus hat jedoch eine weit dahinter zurückgehende Geschichte. So ist aus dem Jahr 1692 zu berichten, dass ein junger Kürschnergeselle namens Hinrich Krahnstöver in Rostock ankam und bei dem damaligen Eigner des Hauses, dem Kürschnermeister Peter Voß in Lohn und Brot ging. Dass damit das Haus für den Beginn der Krahnstövergeschichte in Rostock steht, war zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht abzusehen. Und doch sollte von diesem jungen Mann aus eine große, weit verbreitete Familie entstehen, die über sechs Generationen neben vielen anderen Berufen in Rostock vor allem das Kürschnerhandwerk ausübte.
 
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