HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Rosa-Luxemburg-Straße 37 (Wohnhaus)
Text und Fotos: Hans-Heinrich Schimler
Eines der markantesten Häuser der Rosa-Luxemburg-Straße ist unter der Nummer 37 zu finden. Der zweigeschossige verputzte Ziegelbau in der einstigen Kaiser-Wilhelm-Straße zieht seine Attraktivität zum einen aus dem dreigeschossigen Halbturm, der von einer Kegelspitze gekrönt ist. Zum anderen dominieren in der Fassade zwei dreieckig angeordnete Loggien mit halbrunden Balkonen davor. Die nach innen spitz zulaufenden Loggien gehören zweifellos zu den originellsten architektonischen Gestaltungen in der Steintor-Vorstadt. Besonders ansprechend sind die Gitter der Brüstung gestaltet. Dazu gesellt sich reicher Stuckdekor mit historisierenden Darstellungen, die von Köpfen, Girlanden, Kränzen und Halbsäulen getragen werden. Anfang der 1980er Jahre veränderte ein Dachausbau das Haus zu seinem Nachteil. Dabei ging das ursprüngliche Dach verloren. Bauzeichnungen zeigen ein hohes Mansarddach mit zwei runden Fenstern und einer Gaube. Im Keller blieben mit Blumenschmuck verzierte Fliesen der einstigen Küche erhalten und auch der Speisenaufzug überdauerte die Zeiten.
Noch bis zum Beginn des neuen Jahrhunderts gab es auf dem Grundstück Gärten. 1902 aber bezog Senator a. D. Wilhelm Awe sein neues Haus und nutzte es lange. Erst 1916 gibt es mit dem Kaufmann Siegmund Josephy einen neuen Eigner. Er war Mitinhaber der Firma H. Josephy, Pferde-, Getreide-, Maisimport am Beginenberg 25/26. Nach seinem Tod lebten die Witwe Ida Josephy und seit 1921 Rechtsanwalt Dr. Richard Josephy für mehrere Jahre im Haus. Erst 1929 erscheint der Architekt und Maurermeister Max Gänge als neuer Hausbesitzer in den Adressbüchern. Er ist dort bis 1949/50 zu finden. Dazu gesellten sich verschiedene, in der Regel ein wenig höher gestellte Mitbewohner. Generalleutnant Richard Protzen, Major. A. D. Wilhelm von Wyck und der einstige Versicherungs-Bezirksdirektor Hermann Sieglow stehen dafür. Doch auch der Dozent und Oberarzt Dr. med. Egon Unshelm, die Witwe Martha Stuewer sowie Margarete Verleih gehörten zu den Mietern.
Auch heute ist das Haus in Privatbesitz. Die Eigner betreiben im Kellergeschoss ein Antiquariat.
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