HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE 
 Patriotischer Weg 120a (ehemalige Burchardsche Villa)
           Text: Hans-Heinrich Schimler 
            Fotos: Berth Brinkmann
           
          Das Gebäude Patriotischer Weg 120a sticht von der Bebauung  seiner Umgebung drastisch ab. Es ist ein Relikt jener Zeit des 19.  Jahrhunderts, in der sich diese Gegend zu einer Gartenlandschaft mit Villen  betuchter Rostocker Bürger entwickelt hatte. Das Gemälde "Blick auf Rostock vom  Spittaschen Gartenhause" von Paul Tischbein aus dem Jahre 1843, das im Besitz  des Kulturhistorischen Museums ist, vermittelt einen Eindruck. Mit der  Industrialisierung der wachsenden Kröpeliner-Tor-Vorstadt ging die Entwicklung  dann aber einen anderen Weg. Nur die Schatzsche Villa in der Doberaner Straße  und das als Burchardsche Villa in die Stadtgeschichte eingegangene Haus im  Patriotischen Weg künden von der ursprünglichen Situation. Von der  Burchardschen Villa heißt es in Unterlagen der Denkmalpflege: "Ursprüngliches  Bauwerk von ruhiger und einfacher Architektur im spätklassizistischen  Landhausstil wurde um die Jahrhundertwende mit eingeschossigen Anbauten versehen  und um ein Geschoss erhöht." Der Vergleich mit historischen Aufnahmen zeigt die  bauliche Entwicklung eindrucksvoll. Hinter dem Haus gab es einen großen Garten.  "Die Hauptfront mit sieben Achsen und leicht überstehenden Dach zeigt eine  durchgehende Putznutung. Das Mittelportal ist mit schlichter Rahmung und dessen  Fenster von Pilastern eingefasst.", liest man in der von Gerhard Lau verfassten  Publikation "Denkmale der Hansestadt Rostock". Ein erhaltener Grundriss vom 30.  September 1926 zeigt den Durchbau der Villa für die Ordnungspolizei. 
             
            Der Kaufmann und Senator Eduard Hans Friedrich Passow ist  der erste festzustellende Eigner des Hauses. Er lässt sich bis in das  Adressbuch von 1856 zurückverfolgen. Damals war er unter der Straßenbezeichnung  "Der neue Werder" zu finden. Dort war auch der Obermedizinalrat Dr. H. Spitta,  Professor für Medizin an der Rostocker Universität, verzeichnet, von dessen  Gartenhaus aus in dem erwähnten Tischbeinschen Gemälde der Blick auf Rostock zu  genießen ist.  
             
            Senator Passow ist bis in das Adressbuch von 1865 als Eigner  des Hauses verzeichnet. Ein Jahr später ging es in den Besitz des Advokaten  Hans Burchard über. Wohl 1880 verstorben, ging das Haus des Rechtsanwaltes dann  in den Besitz seiner Witwe Clara über, die noch bis in das Jahr 1917 Besitzerin  des Hauses war. Dann wurde das Haus Eigentum der Stadt Rostock. Clara Burchard  blieb allerdings wohnen und wird erst 1826 nicht mehr genannt.  
             
            1928 ist die alte Villa dann  Unterkunft der Polizeibereitschaft der Ortspolizei. 1934 ist die  Mecklenburgische Landespolizei, Abt. II, Polizeikaserne gemeldet. 1936/37 ist  es das Kommando der Schutzpolizei und 1940 die Schutzpolizei-Hundertschaft.  Auch nach dem Krieg war das Haus in Polizeinutzung. Das Adressbuch von 1949/50  meldet wieder die Stadt Rostock als Besitzer. Genutzt wird das Haus als  Polizeistation II sowie für das Pass- und Meldeamt und die Preisüberwachung.  Später zog das Schiffbaukombinat in das Haus und richtete eine  Versuchswerkstatt ein. Heute ist die Burchardsche Villa Sitz der Staatsanwaltschaft.           
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