Die Anlagen der Reiferbahn um 1930.

Die 300 m lange Reiferbahn um 1930.

Die Grünanlage der ehemaligen Reiferbahn heute.

Die Stele „Turm vom kleinen Lebensglück“ von Reinhard Schmidt
 
HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Paulstraße (Grünanlage Reiferbahn)

Text, Foto: Hans-Heinrich Schimler
Fotos: Berth Brinkmann und Sammlung

Die größte Grünanlage in der Steintorvorstadt ist die Reiferbahn. Der Name geht zurück auf die Reifer, Reeper oder Seiler, die auf dem Gelände entlang der Paulstraße mit ihrem Gewerk ansässig waren. Schon 1280 gibt es mit „Henricus, repslage“ einen ersten Hinweis auf den Berufsstand, der zu Zeiten der Segelschifffahrt etwas galt in Rostock. Statteten die Reifer doch die Rostocker Handelsschiffe mit ihren Produkten aus. Mehrere Reifermeister teilten sich die Arbeit.

So baute der Rostocker Reifer Helmuth Mentz 1865/66 eine 300 Meter lange überdachte Bahn, zu der auch ein steingemauertes Maschinen- und Trockenhaus gehörte. Sie sollte auch die letzte sein. Am 22. Oktober 1931 wurde sie abgebrochen, nachdem die Mentzschen Erben sie für 23.000 Reichsmark an die Stadt verkauft hatten. Die „Rostocker Illustrierte“ stellte in einem Beitrag den Reifer Heinrich Tolzien vor, der zweiundvierzig Jahre lang bei Mentz beschäftigt war. Der „Rostocker Anzeiger“ berichtete, dass damit ein Stück Handwerkerromantik endgültig verloren gegangen sei. Allerdings gäbe es nun die Möglichkeit, die Reiferbahn gärtnerisch aufzubessern, was auch geschah.

Die noch heute vorhandenen Bäume, hauptsächlich Linden, Kastanien und Eiche, sind indes um einiges älter. Doch gab es auch zuvor schon Baumbestand in einem Teil des Geländes. Einer der interessantesten Belege dafür ist eine Darstellung im 1737 von Zacharias Vogt gefertigten „Prospect von der Stadt Rostock“. Auf ihm ist auch der Reifergraben gut zu sehen, der zu einem anderen Stück Rostocker Geschichte führt. Der Graben war Teil der Wasserversorgung der Stadt. Vom Kringelgraben, über den im Artikel „Kringelgrabenpark“ berichtet wurde, wurde das Wasser über den Krummgraben in den Reifergraben und dann über Rohre in die Innenstadt geleitet. Die kleine Straße „Am Reifergraben“ wurde entlang seines Verlaufes angelegt. Er führte weiter bis zur Paulstraße floss an ihr entlang bis zum Reiferweg und wurde am Ende des 19. Jahrhunderts zugeschüttet. 

In etwa dort, wo der Park etwas erhöht an den Friedrich-Engels-Platz grenzt, war wohl der Köppenberg. Am 21. März 1623 ist auf dem Gerichtsberg als erster der Soldat Hope hingerichtet worden. 1671 fand Johann Behrmann dort sein Ende. Er hatte den Wirt vom Gasthaus am Weißen Kreuz umgebracht. 1798 wurde der Platz planiert und mit Linden und Pappeln bepflanzt.

1975 erhielt die Grünanlage Reiferbahn einen Platz auf der Kreisdenkmalliste. Ein Jahr später wurde sie rekonstruiert. Neben dem reichen Baumbestand, der entlang der Paulstraße in diesem Jahr durch ein Rabattengeländer einen zusätzlichen Schutz erhielt, gibt es Gehölze, Stauden und Rosen im Park. Rund um den Spielplatz, zu dem eine Skaterbahn kam, wurden in den letzten Jahren unter anderem Spitzahorn, Säulenzierkirsche, Blutberberitze und Kriechmispel gepflanzt. Künstlerisch aufgewertet wurde der Park mit der 1978 aufgestellten Äquatorialsonnenuhr von Wilfried Heider und 1981 mit der Stele „Turm vom kleinen Lebensglück“ von Reinhard Schmidt. Jo Jastram, Reinhard Dietrich und Erhard John vollendeten das Werk des im Jahr zuvor verstorbenen Bildhauers.


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