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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Schillingallee (Gesamtanlage des Universitätsklinikum Rostock mit Chirurgie, pathologisches Institut, Zahnklinik, Kinderklinik, Klinik für Innere Medizin und Patientengarten, Institutsgebäude)

Text und Fotos: Hans-Heinrich Schimler
Fotos: Berth Brinkmann
Fotos: Universitätsarchiv

"Wenn in diesen Tagen die Universitäts-Zahnklinik in Rostock eingeweiht wird und die Feier durch die Anwesenheit hoher Reichs- und Landesbehörden eine besondere Bedeutung erhält, so hat dies seinen Grund nicht lediglich in der Tatsache, dass die größte und modernste Universitäts-Zahnklinik des Reiches ihrer Bestimmung übergeben wird. Die Vollendung der Universitäts-Zahnklinik bedeutet darüber hinaus den ersten Schritt zur Schaffung eines Gesamtklinikums, das sämtliche neun Universitätskliniken der Medizinischen Fakultät mitsamt den dazugehörigen theoretischen Instituten auf einem Gelände zusammenfassen soll. Dieser planmäßige Ausbau eines großen Universitätsklinikums reicht in seiner Bedeutung für die Medizinische Fakultät und damit für die Landesuniversität also weit über die Bedeutung der Inbetriebnahme einer einzelnen Klinik hinaus. Von diesen Plänen ist der Öffentlichkeit so gut wie nichts bekannt geworden."

Am 30. Mai 1938 wurde die neue Zahnklinik ihrer Bestimmung übergeben. Gleichentags erschien im Rostocker Anzeiger unter der Überschrift "Rostock erhält neue Universitätskliniken" ein größerer Artikel zu den im obigen Zitat erwähnten Planungen. Innerhalb von zehn Jahren sollte ein ganzes Klinikviertel entstehen. Zwei Fotos des Modells vermittelten einen Eindruck davon, wie das anspruchsvolle Vorhaben aussehen sollte. Zu sehen waren die bereits vorhandenen Bauten der chirurgischen Klinik und des pathologischen Instituts, einschließlich der dazugehörigen Verwaltungs- und Wirtschaftsbauten, die nach langjähriger Unterbrechung am 22. März 1930 eingeweiht worden waren. Mit Baubeginn im Jahre 1912 lagen auch Pläne für eine medizinische Klinik im gleichen Stil vor, mit dessen Bau damals nicht mehr begonnen wurde.
Neben der Pathologie konnte der Betrachter die neue Zahnklinik ausmachen.
Darüber hinaus waren jene Klinikbauten zu erkennen, die das gesamte Gebiet zwischen der Schillingallee, der Strempelstraße, der Rembrandstraße und der Ernst-Heidemann-Straße – um die heutigen Straßennamen zu verwenden – einnehmen sollten. Das Model zeigt auch, dass die Klinikbebauung über die Ernst-Heidemann-Straße hinaus reichen sollte. Doch neben der Zahnklinik wurden nur erste Teile der Kinderklinik fertig gestellt. Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Umsetzung der Pläne.

Der Grundgedanke für die Planungen war die dezentrale Lage der einzelnen Universitätskliniken an verschiedenen Standorten in der Stadt. Angesichts heutiger Aktivitäten zum weiteren Ausbau des Klinikums ist das sicher eine bemerkenswerte Erkenntnis, die da bereits vor sieben Jahrzehnten reifte.

"Inzwischen machen sich die Mängel des derzeitigen Zustandes immer deutlicher fühlbar", schrieb die Zeitung denn auch. Die weiten Wege zwischen den einzelnen Einrichtungen erschwere die Zusammenarbeit der Kliniken untereinander auf das äußerste, war zu lesen. "Das wirkt sich sowohl in der Versorgung der Kranken wie ganz besonders in der Gestaltung des medizinischen Unterrichts aus, dem ja die Universitätsanstalten in erster Linie zu dienen haben." Ein weiterer Faktor war das rasante Wachstum der Stadt, das vor allem der wachsenden Rüstungsindustrie geschuldet war. Doch die Bedeutung der Universität wuchs auch über die Stadt hinaus, wodurch "die Anforderungen an die Leistungen der Universitätskliniken in einem vorher auch nicht annähernd vorauszuahnendem Maße gesteigert wurden."

So wurde auf eine steigende Zahl von Kranken und Operationen verwiesen, mit denen nicht nur die älteren Kliniken an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stießen. Auch die noch immer recht neue Chirurgische Klinik bedürfe bereits einer "ganz erheblichen Erweiterung". Die Zahl der in der Chirurgie klinisch behandelten Kranken war von 3667 im Jahre 1930 auf 5900 im Jahre 1937 gestiegen. Die Zahl der Operationen belief sich in den genannten Jahren auf 2300 beziehungsweise 3900. Auch die Frauenklinik hatte beträchtliche Zuwächse an Patienten zu verzeichnen. Allein die Zahl der Geburten war im genannten Zeitraum von 690 auf 1450 gestiegen.

"Unter dem Zwang dieser Verhältnisse und der Erwägung der Tatsache, dass die Erweiterung alter Kliniken, zumal wenn ihr Baugelände keinen genügenden Spielraum mehr lässt, unverhältnismäßig verteuert, nahm der Plan der Zusammenlegung der Kliniken zu einem großen Universitätsklinikum immer mehr Gestalt an." Dabei griffen die Planer auf die Baupläne von 1911 zurück und entwickelten sie weiter. Eine gemeinsame Verwaltung, Zentralwäscherei, Zentralküche und eine gemeinsame Wärmeversorgung durch das zu erweiternde Heizhaus aus der ersten Bauvase für die Chirurgie sollten größere Einsparungen an Aufwand und Kosten erbringen.

Im Jahre 1929 gab es weitere Überlegungen. Am 22. Juni 1929, noch vor der Eröffnung der neuen Chirurgischen Klinik, erschien eine Denkschrift zur Planung weiterer Klinikbauten. Verfasser des Schriftstücks, das im Archiv der Universität vorliegt, waren der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Hans Moral, und der im Mecklenburg-Schwerinschen Hochbauamt tätige Oberbaurat Franz Wachenhusen, der bereits an den Plänen für die Chirurgie beteiligt war.
Die Autoren verwarfen zunächst die baulichen Bedürfnisse einzelner Institute und Kliniken. Der Ankauf weiterer Häuser in der Stadt sei „untunlich“, weil Umbau und Bewirtschaftung zu teuer seien. Vielmehr müsse "ein großzügiger Plan entworfen werden, der auf eine längere Bauperiode berechnet, die Gesamtheit der Institute umfasst." Es sei mit drei Zentren zu rechnen, die sich um die Bereiche an der Gertrudenstraße und der Doberaner Straße sowie das neue Klinikgelände an der Strempelstraße gruppieren würden, eine Situation wie sie im Wesentlichen noch heute besteht. Professor Moral betonte in einer Aktennotiz vom 31. Juli 1929, dass die Denkschrift vor allem Provisorien verhindern sollte.

1937 wurde mit der Stadt eine Einigung dahingehend erzielt, dass das vorgesehene Baugelände vom geplanten Wohnungsbau ausgenommen wurde und damit endgültig für das Klinikum zur Verfügung stand.
Als erstes wurde der Bau einer neuen Kinderklinik in Angriff genommen. 
Bereits Ende Januar war mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen worden. Es galt, rund 22 000 Kubikmeter Erdreich zu bewegen. Der Boden wurde als Nährboden für die Anpflanzungen an der Zahnklinik und für die Verbesserung der Bodenverhältnisse im neuen Botanischen Garten verwendet. Der größte Teil wurde zum Aufschütten einer Bodensenke jenseits der Ernst-Heidemann-Straße vor dem Gelände der Landwirtschaftlichen Versuchsstation verwendet, um dort bauen zu können. Der Grundstein für die "modernste Kinderklinik Deutschlands" wurde am 4. Juli 1938 gelegt. Wie schon bei der Einweihung der Zahnklinik waren der für den Bau verantwortliche Regierungsbaurat Hans Mester, Staatsminister Dr. Friedrich Scharf und der Rektor der Universität Professor Ernst Ruickoldt anwesend. Außerdem waren der Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Johannes-Karl Lehmann, der Direktor der Kinderklinik, Professor Hermann Brüning und andere gekommen.
Für den Klinikbau stand eine Bausumme von 2 Millionen Reichsmark zur Verfügung. Die Aufträge wurden an die Rostocker Bauunternehmer  Heinrich Pieplow u. Sohn und Friedrich Lembcke sowie an den Maurermeister Robert Knüppel vergeben. Nach zunächst zügigem Baubeginn kamen die Arbeiten bald kriegsbedingt ins Stocken. Die Firma Pieplow gab den Bauauftrag am 19. April 1941 zurück, woraufhin mit der Firma Lembcke ein neuer Vertrag abgeschlossen wurde. Im Laufe des Jahres 1943 wurden die Arbeiten an den beiden errichteten Trakten abgeschlossen, so dass sowohl die Poliklinik als auch die Verwaltung und die Aufnahmestation behelfsmäßig untergebracht werden konnten. Darüber hinaus kam es noch zur Einrichtung einer seinerzeit sehr modernen, mit Bädern ausgestatteten, Nachsorgeabteilung. Auch die sogenannten Pflegeeinheiten auf den Stationen, in denen mehrere Zimmer von einem gemeinsamen Vorflur aus zugänglich sind, waren soweit voraussehend, dass sie noch heute genutzt werden. In der Nacht vom 20. zum 21. April 1943 erlitt der Klinikbau Brandschäden im Dachgeschoß.

Im Jahre 1938 war man noch davon ausgegangen, dass im Anschluss an den Bau der Kinderklinik zunächst eine neue Hautklinik gebaut und dann die übrigen Kliniken errichtet werden sollten. Dazu sollte auch eine neurologische Klinik gehören, deren Bau folgendermaßen begründet wurde. Die neurologische Betreuung betroffener Patienten wurde bis dahin von der psychiatrischen Klinik in Gehlsheim versehen, da es in der Stadt eine solche Klinik nicht gab. "Dieser Modus", so hieß es dann, "erweist sich mehr und mehr als unzweckmäßig, denn  die neurologisch Kranken, dass heißt, die Kranken mit organischen Leiden oder Verletzungen des Gehirns und Nervensystems suchen ungern eine Klinik auf, in der Geisteskranke behandelt werden. Sie gehören auch tatsächlich nicht dahin und die Abneigung solcher Kranken, sich in Irrenanstalten behandeln zu lassen, ist daher berechtigt und verständlich." In einem Schriftstück vom 6. Februar 1940 wurde noch für eine gemeinsame Röntgenanlage für alle geplanten Kliniken plädiert.

Doch zu all diesen Vorhaben kam es nicht mehr. Lediglich die Arbeiten an dem für die Erfordernisse des neuen Klinikums zu erweiternden Heizhaus wurden in Angriff genommen.  Noch 1938 stand der neue 55 Meter hohe Schornstein, der im Jahre 2008 abgetragen wurde. Erst in den Jahren 1950 bis 1953 wurde die Kinderklinik mit der Errichtung des bis dahin noch fehlenden Südflügels vervollständigt. Dann reiften neue Pläne, die zwischen 1952 und 1962 mit dem Bau der Klinik für innere Medizin umgesetzt wurden.

Heute wird wiederum im Klinikum gebaut. Nach bereits fertig gestellten Bauten wird, verbunden mit dem Abriss der Kinderchirurgie und der alten Wirtschaftsbauten ein neues zentrales medizinisches Funktionsgebäude errichtet, das sich quer durch das Gelände von der Rembrandstraße bis zur Schillingallee erstrecken wird.

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