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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Satower Straße 15-16
("Neuer Friedhof", Friedhof mit baulichen Anlagen)

Text von Hans-Heinrich Schimler

Am 2. April 1912 berichtete der Rostocker Anzeiger von einem tags zuvor stattgefundenen Ereignis. Auf dem Damerower Feld weit draußen vor den Toren der Stadt hatten sich am Nachmittag des 1. April zahlreiche Rostocker eingefunden um der Weihe des Neuen Friedhofs beizuwohnen.

Die Feier begann, wie es seinerzeit noch hieß, um „1/2 5 Uhr nachmittags“. Ratsmitglieder und die Bürgermeister Dr. Maßmann und Dr. Becker waren da. Darüber hinaus waren eine Reihe weiterer Vertreter der Stadt- und Landespolitik, der Wirtschaft sowie der in Rostock ansässigen Konsulate erschienen.

Begleitet von Mitgliedern des Stadt- und Theaterorchesters sang der Lehrergesangsverein einen Choral. Dr. Becker erinnerte dann an die gerade 80 Jahre zurückliegende Gründung des nunmehr Alten Friedhofs am Saarplatz, auf dem die Beisetzungsmöglichkeiten erschöpft waren.

Inzwischen ist der Neue Friedhof auch schon 90 Jahre alt und hat sich zu einer Anlage entwickelt, die mit ihren Bauten und gärtnerischen Gegebenheiten zu einem eindrucksvollen Denkmal wurde.

Die Stadtverwaltung hatte 1905 die Anlage eines neuen Friedhofs beschlossen. Zur Bewältigung der Aufgabe wurde eine Kommission ins Leben gerufen. Zwei Jahre später lag eine erste Genehmigung des Projektes vor und im August 1908 erhielten die Hochbaupläne grünes Licht. Ende des Jahres begannen die Bauarbeiten.

Der Friedhof hatte zunächst eine Größe von 20 Hektar, von denen bei der Eröffnung 10 Hektar gärtnerisch gestaltet waren. Selbstverständlich waren auch die Bauten fertiggestellt. Die Pläne für die Verwaltungsbauten am Eingang und die Kapelle einschließlich der Nebengebäude hatte der Architekt Paul Ehmig geliefert. Der Großherzogliche Ministerialbaurat zu Schwerin war seit 1905 Stadtbaumeister in Rostock. Auf sein Wirken gehen noch weitere Bauten in der Stadt, zurück, darunter das Scheelhaus in der Augustenstraße und die nicht mehr vorhandene Hauptfeuerwache am Friedhofsweg.

Der Kapellenbau auf dem neuen Friedhof war eine seiner bedeutendsten Leistungen. Charakteristisch für den Bau sind die Laubengänge und das hohe Dach. Die Halle hatte ein Tonnengewölbe erhalten und war mit Mosaikarbeiten ausgestattet, was ihr eine große Feierlichkeit verlieh. Die angrenzenden Gebäude mit den Zellen für die Aufbahrung der Toten fügen sich mit der Kapelle zu einem äußerst ansprechende Ensemble zusammen. Der Friedhofseingang wird von den beiden Verwaltungsgebäuden geprägt. Die zur Kapelle führende Allee wird von einem kunstvollen Gitter geschlossen, das nach der Vorlage Ehmigs von einem Rostocker Handwerksmeister gebaut wurde.

Heute umfasst der Neue Friedhof 44 Hektar und hat über seine Funktion als Begräbnisstätte hinaus einen großen botanischen Wert. Besonders beeindruckend ist neben den Grabanlagen, Büschen und Hecken der Bestand an Laub- und Nadelbäumen. Tannen, Birken, Lärchen, Buchen und viele andere Bäume prägen das üppig grüne Bild des Friedhofs.

 

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