HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Schillerplatz 11 (Wohnhaus)

Text von Hans-Heinrich Schimler

"Villa Marie" ist in zierlicher Schrift über dem mittleren Fenster des Obergeschosses am frisch sanierten Haus Schillerplatz 11 zu lesen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen historisch überlieferten Namen sondern vielmehr um eine Reminiszenz des neuen Eigners. Der hatte nämlich zeitweise in einer Villa Marie in Dresden-Blasewitz gewohnt. Und dieses Haus im Stil einer italienischen Turmvilla hatte für ihn einen direkten optischen Bezug zu seinem ebenfalls italienisch geprägten Domizil in Rostock, zumal auch die Dresdener Villa ausgerechnet am dortigen Schillerplatz liegt.

Die klassizistischen Züge des eleganten Hauses am Rostocker Schillerplatz vermitteln also nicht minder einen Hauch Italien. Eine klar gegliederte Gestaltung der Fassade, versehen mit Schmuckbändern und Balustraden an Balkon und Veranda sowie eine kräftige Farbgebung lassen eines der schönsten und interessantesten Häuser der Steintor-Vorstadt zu einem Kleinod werden. Unser Vergleichsfoto aus der Zeit vor der Erneuerung zeigt, in welch schlechtem Zustand es zuvor war.

Infolge der Investitionsvorrangregelung konnte die Sanierung des Hauses in Angriff genommen werden. Die Architekten Maringer u. Partner übernahmen die erforderlichen Planungen. Zu den ausführenden Gewerken gehörten unter anderen die Stuckateure John & Thiede, die auch an anderen Bauten des Stadtteils wie etwa an der Villa Rosa-Luxemburg-Straße 3, dem einstigen Haus der Pioniere, ihr fachliches Können unter Beweis stellten.

Großen Aufwand erforderte auch der Innenausbau. Geboten waren eine Reihe von Rückbauten. Eingezogene Wände zur Verkleinerung der weitläufigen Räume hatten viel Schaden an Stuck und Decken angerichtet. Die schönen Stuckarbeiten des Jugendstil in den Räumen sind wieder hergestellt worden. Auch Fenster und Türen waren teilweise vermauert und mussten wieder geöffnet werden. Heute wird der Bau als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Im Ensemble der seit etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Bauten der Steintor-Vorstadt war der Schillerplatz erst sehr spät vollendet. Dabei war die Villa 1909 als eine der letzten fertiggestellt. Als erster Eigner ist im Adressbuch von 1910 Oberleutnant Bodo von Diepow verzeichnet. Doch bereits ein Jahr später gehörte das Haus dem Hofglasermeister Meyer, der es indes auch nur kurze Zeit behielt. Dann zog die Konsistorialratswitwe Anna Siegert in das Prachthaus. Ihr und ihren Erben, die seit 1934 genannt werden, gehörte die Villa bis in die Nachkriegszeit hinein. Auch in den letzten Jahrzehnten wurde sie als Wohnhaus genutzt.

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