Das Haus Schliemannstraße 40. Foto: Berth Brinkmann
 
HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Schliemannstraße 40 (Wohnhaus)
Schliemannstraße 41 (Wohnhaus)

Text von Hans-Heinrich Schimler

Die Schliemannstraße war wie die Fahnenstraße ursprünglich Bestandteil der Satower Chaussee, die nach Westen zur Stadt hinausführte. Bis zur 1924 vorgenommenen Verlegung in die neue Parkstraße fuhr hier die Straßenbahn nach Barnstorf. In jenem Jahr begann auch die Bebauung der Straße, die 1922 ihren heutigen Namen erhielt. Mit ihrem Ende als Ausfallstraße war sie bestens als ruhige Wohngegend geeignet. Entsprechend entstanden dann auch vorwiegend Villen mit großen Gärten.

Einen architektonischen Einschnitt gab es zum Ende des Jahrzehnts. Bruno Moser aus der Lindenbergstraße 5 hatte die Grundstücke Schliemannstraße 40 und 41 erworben. Moser war Eigner einer Unternehmung für Eisenbeton-, Hoch- und Tiefbau. In den Adressbüchern wird er als Maurermeister, Ingenieur und Bauunternehmer mit einem Büro am Neuen Markt 9 geführt. Auch das Haus Parkstraße 5 gehörte ihm.

Nun wollte er zwei neue Häuser errichten. Für die Entwürfe gewann er den Dipl.-Ing. Bruno Wagner, der unter der Mitarbeit des bekannten Rostocker Architekten Walter Baresel Bauten im Stil der Neuen Sachlichkeit lieferte. Es entstanden zwei zweigeschossige Wohnhäuser mit Mietwohnungen. Sie haben das für die Bauhausrichtung typische Flachdach. Verwendet wurde roter Klinker. Die Fensterreihen sind mit hellerem Klinker hervorgehoben. Obwohl die Fenster hochstrebend sind, vermitteln sie durch das helle Mauerband einen in die Breite gehenden Eindruck. Die Flurfenster an den Seiten sind schmal und hoch aufstrebend. Verbunden sind die beiden Häuser mit einem flachen Verbindungsbau, der die Haustür und Garagen aufnimmt.

Interessant ist auch wieder ein Blick in die Adressbücher. Da sind 1931 in der Nummer 40 der Kaufmann Hans Erichson und Major a. D. Hermann Otto Ritter von Schöpf genannt. Beide blieben nicht lange. Lediglich der Kaufmann Paul Schröder, der 1932 zum ersten Mal genannt wird, ist auch noch 1949/50 eingetragen. Andere Mieter, wie Prof. Dr. Schultze von Lasaulx, Direktor Gottlieb Pauls, die Kosmetikerin Frieda-Agnes Greve oder der Universitätsprofessor Dr. H. Niehaus, wohnten ebenfalls nur kurzzeitig in dem Haus. Nicht anders ist es im Nachbarhaus Nr. 41. Dort gab es zunächst den Hauptmann a. D. Hans Fleck, 1932 das Fräulein Elbe Lorenzen, zwei Jahre später den Kaufmann Werner Freise und den landwirtschaftlichen Sachverständigen Wolfheinrich Graf Dürkheim. Dipl.-Ing. Helmut Nordmann und Professor Curt Maurer waren weitere Mieter. Das Adressbuch 1949/50 verzeichnet neben dem Apotheker Paul Steglitz und dem Pädagogikstudenten Gerhard Müller den Direktor der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Prof. Dr. Walter Hesse und Prof. Rudolf Wagner-Règeny, den damaligen Direktor der Staatlichen Hochschule für Musik.


Das Haus Schliemannstraße 41. Foto: Andreas B. Wacker

Übersicht Übersicht Karte Hansaviertel Karte