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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Schmarl-Dorf 21 (Traditionsschiff MS "Dresden")

Beitrag mit freundlicher Genehmigung des Verlages Redieck & Schade GbR Rostock aus VERSCHWUNDEN - VERGESSEN - BEWAHRT?. Denkmale und Erbe der Rostocker Technikgeschichte, 1995, von Ronald Piechulek. Aktuelle Fotos von Berth Brinkmann

Weithin sichtbar ist das Traditionsschiff vom Typ FRIEDEN, das als DDR-Schiffbauprodukt zum Denkmal der Schiffbaugeschichte im vereinten Deutschland avancierte. Das ehemalige Motorschiff DRESDEN war am 04.08.1956 als fünftes Schiff der ersten 10.000-Tonner-Serie des DDR-Schiffbaus in der Warnowwerft Rostock-Warnemünde auf Kiel gelegt worden. Acht Monate Bauzeit benötigten die Werftarbeiter, bis das Schiff am 18.04.1957 vom Stapel gelassen werden konnte. 448.000 Stunden Arbeit und 3.250 Tonnen Stahl wurden aufgewendet. Die DRESDEN ist eines von 15 Typ-IV-Schiffen, die von 1954 an auf der Warnowwerft gefertigt wurden. Für diese Serie von 10.000-Tonnern nutzte man für den DDR-Schiffbau neue Technologien. Insbesondere Vor- und Achterschiffe entwickelte und baute man als neuartige Großsektionen. So ist das Schiff bis auf einige Längsverbände vollständig geschweißt. Am 27.07.1958 wurde die DRESDEN an die Deutsche Seereederei übergeben. Elf Jahre war das Motorschiff auf den Meeren im Einsatz. Bis zum Jahre 1969 setzte die Deutsche Seereederei (DSR) das Frachtschiff im Liniendienst nach Indonesien, Afrika, Ostasien, Indien und Lateinamerika in Fahrt. 70 verschiedene Häfen lief das Schiff an und legte eine Strecke von insgesamt 879.805 Kilometern zurück. Die Ladelisten verzeichneten Schüttgutarten wie Getreide, Erze und Zucker. Aber auch Omnibusse, Schlachtrinder und sogar Tiger aus Korea befanden sich an Bord.

Insgesamt waren für die DSR 12 Frachter der Typ-IV-Serie über zwei Jahrzehnte unterwegs. Die Besatzungen schätzten an den Schiffen das einzigartige Seeverhalten, die Stabilität des Rumpfes sowie die günstige Ladungsverteilung auf zwei Zwischendecks. Als Mangel stellte sich die Störanfälligkeit der Antriebsanlage heraus. Kaum eine Fahrt verging ohne Reparaturen an den Motoren. Negativ machte sich auch das Fehlen einer Klimaanlage an Bord bemerkbar. Bei Fahrten in tropische Regionen kam es vor, daß sich die Seeleute genötigt sahen, an Deck zu nächtigen.

Aufgrund eines Defektes der Hauptmaschinenanlage, deren Reparatur unrentabel gewesen wäre, stellte die DSR die DRESDEN am 15.12.1969 außer Dienst. Nun kam man auf die Idee, dieses Schiff als Denkmal des DDR-Schiffbaus für die Nachwelt zu erhalten. Die Innenräume der DRESDEN wurden für eine Nutzung als Kulturschiff umgebaut. Die Umbaukosten betrugen 3 Millionen Mark, der Arbeitsaufwand entsprach etwa dem eines Neubauprojektes am Ausrüstungskai. Seinen Liegeplatz fand das Schiff 1970 in der Nähe des alten Dorfes Schmarl an der Warnow. Im Andenken an das MS FRIEDEN, das erste Typ-IV-Schiff, das in Warnemünde gebaut worden war, wurde es in »Traditionsschiff Typ FRIEDEN« umbenannt. Höhepunkt der feierlichen Übergabe war die Eröffnung des Schiffbaumuseums Rostock, das später als Abteilung Schiffbaugeschichte des Schiffahrtsmuseums der Hansestadt Rostock weitergeführt wurde. Ausstellungen, Werkstätten und ein Kinoraum des Museums befinden sich noch heute in den ehemaligen Laderäumen 1-4. Im Original erhalten sind der Maschinenraum der DRESDEN, die Kommandobrücke. der Karten- und Funkraum sowie das Deck mit seinen Umschlagseinrichtungen. Zum Teil sind diese Schiffsbereiche auch in den Besichtigungsrundgang einbezogen. An Bord wurden ein Jugendtouristhotel mit 80 Kojen und das Restaurant »Störtebecker« mit 150 Plätzen sowie eine 38 Meter lange Sporthalle eröffnet.

Im Maschinenraum findet man noch heute die vier direkt umsteuerbaren Viertakt-Dieselmotoren mit Turboaufladung vom Typ 8 SV 66 Au, hergestellt in Halberstadt. Ein Motor wiegt 64 Tonnen. Auch der Zweischraubenantrieb und die drei Dieselgeneratoren mit je 200 KW (300 PS) für die Stromerzeugung sind zu betrachten.

Für die Besatzung standen 23 Ein-Mann-Kammern, 15 Zwei-Mann-Kammern sowie eine Vier-Mann-Kammer mit insgesamt 57 Plätzen und für die Fahrgäste vier Einzel- sowie vier Doppelkabinen mit insgesamt 12 Plätzen zur Verfügung. Eine Mannschaftsmesse mit 36 Plätzen gab es ebenso, wie die Möglichkeit, sich an Bord sportlich oder künstlerisch zu betätigen, Filme anzuschauen oder Musik zu hören.

Das Traditionsschiff Typ FRIEDEN wurde im Jahre 1979 als Denkmal von nationaler Bedeutung in die »Zentrale Denkmalliste der DDR« aufgenommen und als solches von der Stadt Rostock genutzt und verwaltet.

Die technischen Daten:

Länge über alles
157,60 m
Länge zwischen Loten
142,00 m
Breite auf Spanten
20,00 m
Tiefgang beladen
8,44 m
Seitenhöhe bis Oberdeck
12,80 m
Dienstgeschwindigkeit
15,00 kn
Höchstgeschwindigkeit
16,50 kn
mögliche Fahrtweite
25.800 sm
Antriebsleistung
4 x 1.330 KW = 5.320 KW
Masse des leeren Schiffes
5.700 t
Tragfähigkeit
10.070 t
Nutzladung
7.940 t
Vermessung
6.629 BRT/3.813 NRT
Ankerkettendurchmesser
61 mm
5 Ladepfostenpaare
14 Leichtgutladebäume
1 umsetzbarer 50-Tonnen-Schwergutkran
2 3-Tonnen Bordwippkrane
2 Rettungsboote für je 80 Personen

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