HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Schwaansche Straße 1 (Geschäftshaus)
Die alte Sparkasse in der Schwaanschen Straße

von Hans-Heinrich Schimler

Es sei ein Beispiel für die angestrebte Hebung des Ziegeleigewerbes im Lande, auch in künstlerischer Hinsicht, schrieb der einstige, 2004 verstorbene Stadtdenkmalpfleger Hans-Otto Möller in der von ihm bearbeiteten, 1984 erschienenen Denkmalliste der Stadt Rostock über das alte Sparkassen- gebäude in der Schwaanschen Straße 1. Übertrieben war das keineswegs, denn der von Fritz Saniter nach lombardischem Vorbild im Stil der Neorenaissance errichtete Klinkerbau ist geradezu ein Paradebeispiel das genannte Gewerbe. Nach langem Leerstand und sorgfältiger Restaurierung zeigt das als erste Rostocker Sparkasse errichtete Haus, für das 1880 der Grundstein gelegt wurde, mit welcher Kunstfertigkeit Architekten und Bauleute dabei zuwerke gingen. Welch vielfältige Gestaltungsmöglichkeit der Ziegelstein bietet, wird an diesem Bau regelrecht exemplarisch vorgeführt. Mit seinen zwei Geschossen und sieben Achsen unter einem flachen Walmdach macht es schon den Eindruck eines Palazzo, in dem es sich ein lombardischer Graf gut gehen ließ. Das mag der Betrachter der Fassade angesichts reicher Schmuckelemente aus gelbem und rotem Backstein, Pilaster mit Terrakotten, diverser Ornamente auch so sehen. Der Vorbau mit dem Portal vor den drei mittleren Achsen mag ein Übriges dazu beitragen. Doch spätestens die Sgraffitomalereien an der zum Wall hin gelegenen Südseite zeigen, worum es in dem bemerkenswerten Bau geht. Sind da doch die Engelein zum einen bienenfleißig und zum anderen sparsam zuwerke. Das aber ist Geschichte. Das Haus wird heute gewerblich genutzt. Der Eingang ist mit einer modernen Glastür versehen. Die ursprüngliche Tür existierte nicht mehr. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist es unter anderem gelungen, eine gute Lösung für eine lichte Dachgeschoßgestaltung mittels kleiner Gauben zu finden.

Der Schwaanschen Straße steht das Haus gut zu Gesicht. War die doch, wie in dem kürzlich erschienen Buch „Das alte Rostock und seine Straßen“ in ihrer Bebauung eher bescheiden ausgerichtet. Zwar grenzte das Fraterhaus der Brüder vom gemeinsamen Leben, in dem heute die Geschichtsbibliothek der Universität Rostock ihren Sitz hat, an die Straße, ansonsten aber waren es die noch vorhandenen und heute von der Theologischen Fakultät der Universität genutzten Rückbauten der herzoglichen Bauten sowie kleinere Bauten und wie auf einem alten Foto zu sehen ist, rechts hinter dem Barocksaal auch Gärten. Im Tarnowschen Stadtplan von 1780/90 sind sie als herschaftlicher Besitz und auch als Exerzierplatz benannt. Erst die Gründerzeit machte die Straße attraktiver. Verloren gegangen ist das anstelle der Gärten errichtete Amtsgericht, dort steht nun der Rostocker Hof. Geblieben sind jedoch die Nummern 2 und 3.

 

Übersicht Übersicht

Die alte Sparkasse in der Schwaanschen Straße.
Foto: Berth Brinkmann


Die beiden Sgraffitomalereien und kunstvoll verarbeitete Ziegel prägen die Südseite der Sparkasse.
Foto: Hans-Heinrich Schimler


Schmuckelemente aus gelbem und rotem Backstein, Pilaster mit Terrakotten und diverse Ornamente dominieren den Bau.
Foto: Hans-Heinrich Schimler