HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Universitätsplatz 6 (Barocksaal)
von Hans-Heinrich Schimler (Text), Berth Brinkmann (Fotografie und historische Abbildungen)
Das Gebäude des Barocksaals wurde 1750 als Ergänzung zum Palais errichtet. Die Entwürfe lieferte der französische Architekt Jean Laurent Legeay, der drei Jahre zuvor auch am Bau der an das Pantheon in Rom orientierten Hedwigskirche am Berliner Bebelplatz beteiligt war. Legeay wechselte nach deren Vollendung nach Schwerin und machte sich mit der Gestaltung des dortigen Schlossgartens einen Namen.
In Rostock gelang ihm ein sehr schönes barockes Bauwerk, dessen Äußeres von den sieben Fenstern des Saales im Obergeschoss und vom Balkon mit Gitter und mecklenburgischem Stierkopf dominiert wird. Der Festsaal ist in den spätbarocken Frührokokostil einzuordnen. Mit der Zeit geriet er in Vergessenheit und bröckelte vor sich hin. Schon für das verbleibende 19. Jahrhundert ist keine brauchbare Nutzung überliefert.
Im Erdgeschoss gab es zu Anfang noch einen Theatersaal, womit unbedingt auf die Schönemannsche Truppe und Conrad Ekhof verwiesen werden muss. Allerdings sollen die berühmten Theaterleute wohl doch im noch nicht einmal ganz fertig gestellten Barocksaal aufgetreten sein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Erdgeschoss zunächst vom Amtsgericht als Gerichtssaal und seit 1953 von der Universität als Lesesaal genutzt. 1955 befand sich, wie auf einem alten Foto aus dem Besitz des einstigen Denkmalpflegers Hans-Otto Möller ersichtlich, ein von der HO betriebenes Café in den Räumen. Dann jedoch erwiesen sich die Bauschäden als derart gravierend, dass das gesamte Gebäude geschlossen werden musste.
Zwischen 1963 und 1968 wurde es umfassend erneuert. Die Rekonstruktionsentwürfe lieferte der Innerarchitekt Fritz Hering. Mit der Vollendung hatte Mecklenburg einen seiner schönsten Räume wiedererhalten. Dabei handelt es sich zweifellos um eine der bedeutendsten denkmalpflegerischen Leistungen jener Jahre. Die darauf folgende Nutzung war vielfältig. Die „Oper im Barocksaal“ steht dafür geradezu exemplarisch. Der wunderbare Raum war aber auch Stätte für feierliche Anlässe und viele Konzerte.
Während der Bauarbeiten kam es auch zu äußerlichen Veränderungen. So erhielt der Treppenturm seine barocke Haube zurück, die Carl Theodor Severin während der Bauarbeiten an der Neuen Wache entfernen ließ. Auch die höher gezogene ein wenig das Dach verdeckende Attika wurde zurückgebaut. Die klassizistische Durchfahrt zur Schwaanschen Straße geht auf Umbauten des Jahres 1910 zurück.
Die unteren Räume dienen heute der Universität als Seminarräume. |