HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Wismarsche Straße 8 (ehemaliges Drostenamt Toitenwinkel)
Text und Fotos: Hans-Heinrich Schimler
Die Errichtung des Hauses Wismarsche Straße 8 fällt in die Jahre 1884 bis 1889. Es ist es zweifellos in die Kategorie Palais einzuordnen und fällt neben der ansonsten vornehmlich als Arbeiterdomizil geprägten Kröpeliner-Tor-Vorstadt einigermaßen aus dem Rahmen.
Doch der erste Eigner H. L. Rochow war kein Arbeiter. Das Adressbuch von 1901 weist ihn als Particulier aus, was nach heutigem Sprachgebrauch auf einen Privatmann und Rentner aus einer höheren gesellschaftlichen Etage hinausläuft. 1904 ist zuletzt noch Elise Rochow als Rentiere genannt.
Anschließend ging das Haus in Landesbesitz über und wurde 1906 Großherzogliches Amt Toitenwinkel. Zum Amtshauptmann wurde Gustav Mau bestellt. Das Gut Toitenwinkel hatte einst der Familie von Moltke gehört. Das Familienwappen über dem Portal ist wegen seines schlechten Zustandes abgenommen worden.
1910 ist erstmals der Begriff Drostenamt zu lesen. Der Droste und Amtshauptmann war immer noch Gustav Mau.1922 erscheint dann das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forstwirtschaft mit seiner Landdrostei Rostock als Eigner des Hauses. Nun gibt es den Landdrosten Franz Berndes und den Drosten Ludwig Mann. Das Mecklenburg-Schwerinsche Straßenbauamt fand ebenso wie das Vermessungs- und Hochbauamt ein Unterkommen.
Dann aber zog die Wissenschaft ein. Das mineralogische und geologische Institut und die geologische Landesanstalt hielten Einzug. Dazu kam später das geologisch-paläontologische Institut der Universität. Letzteres und das mineralogisch-petrographische Institut und Museum sind auch noch im letzten der alten Rostocker Adressbücher von 1949/50 verzeichnet. Die Universität Rostock nutzt das Gebäude noch heute für ihren Fachbereich Biologie. Die damalige Sektion Biologie war 1968 eingezogen. Auch andere Bereiche der Universität sind im Hause ansässig.
Architektonisch gesehen wird das Haus in die palaisartigen Bauten der Gründerzeit eingeordnet. Es zeichnet sich durch eine aufwändig gestaltete Fassade aus, die lediglich zur rückwärtigen Seite bescheidener ausfällt. Das einst hochgezogene Dach wurde allerdings durch einen Ausbau ersetzt, so dass in diesem Bereich die Ursprünglichkeit verloren ging. Andere verunstaltende Anbauten jüngerer Zeit wurden entfernt, so dass auch der Garten wieder zu guter Geltung kommt. Das durch Säulen betonte Portal und der darüber gelegene Balkon weisen Züge der Neorenaissance auf.
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