zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 
zum Vergrößern klicken
 




HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Am Wendländer Schilde 7 (Wohn- und Geschäftshaus)

Wollenweberstraße 62 (ehemaliger Speicher (1730)
einschließlich Erdgeschoss unter dem Anbau (1934) und Sudhaus)

von Hans-Heinrich Schimler (Text, Fotografie), Berth Brinkmann (Fotografie)

Das Rostocker Adressbuch des Jahres 1903 verzeichnete unter dem Buchstaben V die Kaufleute Theodor und Ludwig Voß oder Voss, wie der Name verschiedentlich auch geschrieben wurde. Sie waren die Inhaber der Voß'schen Brauerei und standen seit vielen Jahren in dem Nachschlagewerk. Erstmals aber war das Unternehmen gleichzeitig unter drei Anschriften registriert. War die Dampf-Bierbrauerei und Malzfabrik zuvor lediglich unter der Anschrift Am Wendländer Schilde 7 zu finden, kamen nun das benachbarte Haus Nummer 6 sowie der Speicher in der Wollenweberstraße 62 dazu. Damit dehnte sich die Firma mit aneinander grenzenden Grundstücken über ein geschlossenes Terrain zwischen den beiden Straßen aus. Sie vermittelt uns ein bemerkenswertes Stück Rostocker Brauereigeschichte.



Am Wendländer Schilde 7

Zunächst soll das Haus Am Wendländer Schilde 7 beschrieben werden. Das Haus ist im Rostocker Grundregister erstmals 1543 mit dem Eigentümer Koche genannt. Spätere Besitzer waren die Brauherren H. Duncker und Harmen Holtz Kampffen sowie der Ratsherr Hans Schwengeln.

Die Geschichte der Voß'schen Brauerei lässt sich bis in das Jahr 1679 zurückverfolgen. Auf einem Foto aus der Zeit nach 1903 stand das Datum gemeinsam mit dem Firmennamen über dem Erdgeschoss des Nachbarhauses. Es führt uns zu Matthias Tarnowen zurück, der bereits ein Jahr zuvor als Braumeister im Haus Am Wendländer Schilde 7 genannt ist. Neun Jahre später ist Johann Tarnow als Brauherr und Vorsteher der Nikolaikirche im Grundregister verzeichnet. Ab 1775 gehörte es dem Kaufmann Jacob Friedrich Eberhard und ging 1832 an dessen Schwiegersohn Theodor Voß, den Vater der beiden eingangs genannten Brüder.

Der heutige Bau steht auf ursprünglich zwei Grundstücken, die laut Grundregister 1682 zusammengelegt wurden. Daraus erklärt sich sie Größe des Hauses, das im Kern aus der Zeit um 1750 stammt. Seine klassizistische Fassade wird in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert. Es ist ein symmetrisches Traufenhaus mit vier Voll- und zwei Dachgeschossen und einem hohen Kellergeschoss. Die elfachsige Fassade mit einer breiten Mitteltür wird durch verschiedene Gesimse zwischen den Geschossen gegliedert. Das Innere war durch eine freistehende Speicherkonstruktion geprägt. In mehreren Räumen sind davon noch Balken in Decken und Wänden erhalten geblieben.

1920 kaufte die große Rostocker Brauerei Mahn & Ohlerich die Voß'sche Brauerei. Mit deren endgültigen Ende im Jahre 1924 ging das Haus an den Kaufmann Claus Schelten über. Er betrieb eine Großhandlung für Glas, Steingut, Emaille und Eisenwaren mit Kontor und Mustersälen. Ab 1934 sind die Witwen Emma Voß und Martha Koeppen als Eigner verzeichnet. Letztere war auch die Inhaberin des Keramik-Großhandels, der später von Rolf Koeppen weitergeführt wurde. Koeppen ließ das Haus 1934 zu einem Wohnhaus mit Gewerberäumen im Erdgeschoss umbauen. Ein neues Treppenhaus gewährt Zugang zu den in den oberen Etagen eingerichteten Wohnungen. Im Dach sind zwei Lichtschächte zu erkennen. Heute befinden sich in den oberen Geschossen nach wie vor Wohnungen, während das Erdgeschoss immer noch gewerblich genutzt wird.



Das Sudhaus der Voßschen Brauerei

Der bemerkenswerteste Bau des Ensembles der Voßschen Brauerei ist das Sudhaus. Es steht auf den bis in den Hof reichenden Kellergewölben des Stammhauses der Brauerei Am Wendländer Schilde 7 und ist mit seiner östlichen Seite direkt an das Vorderhaus angebaut worden. Das Sudhaus diente zum Kochen der Bierwürze. Dieser Prozess ist von einer solchen Bedeutung für die Bierherstellung, dass es im Lebensmitteltechnologiestudium eine spezielle Richtung Sudhaustechnologie gibt. Die Würze ist eine gärfähige Lösung, zu deren Herstellung geschrotetes Malz zusammen mit Wasser zu einer Maische vermischt wird. Dabei spielt die Wasserhärte eine besondere Rolle.

Das Alter des Sudhauses lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Die Errichtung der Kellergewölbe wird um das Jahr 1800 geschätzt. Es ist möglich, dass das Sudhaus ebenfalls zu dieser Zeit errichtet wurde. Es kann aber auch älter sein. Die verwendeten Ziegel sind länger und dünner als die Ziegel im Klosterformat. Sie sind in vielen Kellern der Altstadt zu finden.

1895 wurde im Hofbereich vor dem Sudhaus ein Kühlschiff errichtet, das es nicht mehr gibt. Es war in Fachwerk aufgeführt. Vier Jahre später wird von einem Umbau und der Erweiterung dieses Sudhauses berichtet.

Die erhaltenen Innenräume zeigen noch die räumliche Struktur, in der die Produkte der Brauerei hergestellt wurden. Die Voßsche Brauerei hatte sich auf Weißbier, Malzbier und Caramell spezialisiert. Infolge zahlreicher Veränderungen und Umbauten blieb die ursprüngliche Ausstattung jedoch lediglich in Teilen erhalten. Dennoch ist das Sudhaus ein einmaliges Zeugnis Rostocker Brauereigeschichte. Von besonderem Interesse ist das Tonnengewölbe im unteren Geschoss.

1913 wurde an das Sudhaus ein massives Kesselhaus angebaut, das heute ebenfalls nicht mehr vorhanden ist. 1916 ließen die Brauereiherren neben dem Sudhaus einen neuen Schornstein von 30 Metern Höhe bauen. Ein erhalten gebliebenes Schild belegt, dass er von der Firma A. Eggert Wismar errichtet wurde.

Weitere Veränderungen am Sudhaus gab es 1934. Gearbeitet wurde an der Decke des Sudhauses. Außerdem gab es einen Durchbruch zum Vorderhaus, das bis dahin keine Verbindung zum Sudhaus hatte. Zu einer der Wohnungen wurde ein Raum mit Waschkessel geschlagen. 1936 wurde eine neue Decke in das Sudhaus eingebaut.

Die Nachfolger der Brauerei nutzen das Gebäude als Packraum für ihre keramischen Produkte.

Der neue Eigner des Gebäudes wird in den unteren Räumen des Sudhauses sein Planungsbüro herrichten und in den darüber gelegenen Etagen mit seiner Familie wohnen. Dabei handelt es sich gewiss um einen der originellsten Standorte Rostocks, der in seiner baugeschichtlichen Dimension keine Entsprechung haben dürfte. Unserer Stadt bleibt damit ein Bauensemble erhalten, dass vor allem an die Geschichte des Brauereiwesens erinnern wird.




Der Speicher in der Wollenweberstraße 62

Wie die in die Fassade eingelassene Jahreszahl bestätigt, wurde der Speicher 1730 errichtet. Aus dem Rostocker Grundregister geht hervor, dass der Ältermann der Schiffergesellschaft Hans Detloff der Bauherr war. Er ließ ein dreigeschossiges Backsteinbauwerk mit neun Achsen errichten. Über dem Tor in der Mittelachse ragt ein Zwerchhaus über das Dach hinaus. Das Satteldach ist ohne Gauben gebaut worden. Einst mit Holzluken und teilweise mit Holzfenstern versehen, wurden bei späteren Nutzungen auch Glasfenster eingebaut. Im rechten Teil des Speichers sind bei nach 1900 vorgenommenen Umbauten zur Einrichtung einer Schmiede hohe Stahlfenster eingebaut worden. Im östlichen Teil der Durchfahrt gibt es einen gemauerten Keller. Auch die Hoffassade weist eine typische Speichergestaltung auf.

Die Geschichte des Grundstücks lässt sich im Grundregister bis 1615 zurückverfolgen. Zu jener Zeit war der Eigner des Hauses Christoff Klevenow, Brauherr und Mitglied des Schiffergelags, dem, so wie seinen Nachfolgern Hans Dettloff, dem Senator und Kaufmann Johann Christoph Molle und dann Peter Meier, auch das Haus Am Wendländer Schilde 6 gehörte. Vor dem Bau des Speichers standen auf dem Grundstück zwei Buden. 1832 ging das Bauwerk an Theodor Voß, den Begründer der Brauerei. Er bezog es in seine Brauerei ein. Seit 1901 war das Grundstück mit den Grundstücken Am Wendländer Schilde 6 und 7 zu einem zusammengelegt worden. Damit war die Voß´sche Brauerei auch flächenmäßig eines der großen Unternehmen dieser Branche in Rostock.

Seit 1933 waren die Witwen Emma Voß und Martha Koeppen die im Adressbuch genannten Eigner des Speichers. Das Adressbuch von 1949/50 verzeichnete nur noch Martha Koeppen. Sie blieb auch noch im Besitz des Gebäudes als es ab 1973 von der volkseigenen Handelsorganisation HO-Rostock als Lagerraum genutzt wurde. Im Jahre 2000 übernahm eine Erbengemeinschaft der Familie den Speicher. Inzwischen hat Torsten Matthäus neues Leben in eines der bedeutendsten Rostocker Baudenkmale des 18. Jahrhunderts gebracht.

Beim Brand des gotischen Giebelhauses Am Wendländer Schilde 6 am 1. März 1930 wurde auch das hinter dem Haus stehende seitliche Hofgebäude des Speichers Wollenweber Straße 62 zerstört. Genutzt wurde es von der Brauerei und seit 1924 für die Lagerung der Waren der Firma August Speiser, Großhandlung für Glas, Steingut, Emaille und Eisenwaren, deren Inhaber der Kaufmann Claus Schelten war.

Wiederaufgebaut wurde dieser Hofspeicher im strengen Stil der Industriearchitektur der 1930er Jahre. In Rostock ist er ein seltenes Beispiel für diese Zeit. Der vierachsige und viergeschossige Bau ist damals in Backstein aufgezogen und mit einem Pultdach gedeckt worden. Im Inneren gewährte eine Holztragkonstruktion die wiederum vorgesehene Nutzung als Lagerraum.

Durch seine Verbindung mit der zu den Häusern am Wendländer Schilde gehörenden Kelleranlage ist das Erdgeschoss des Hofspeichers als Einzeldenkmal geschützt. Die gesamte Industriefassade einschließlich der Eisenfenster fällt unter den Schutz des Denkmalbereiches.

In Routen gegliedert, ließen sich Teile der unterschiedlich großen Fenster zur Lüftung der Lagerräume aufklappen. Während der Speicher im Inneren umgebaut wurde, blieb die Hoffassade mit den Fenstern erhalten und wurde in die neue Nutzung integriert. Die neu gestalteten Räume sind für Büro- und Wohnzwecke konzipiert.

Parallel zum Bau des neuen Hofspeichers gab es 1934 Planungen für den Abriss der Dachkonstruktion des großen Speichers an der Wollenweberstraße. Der Bau sollte um ein Geschoss erweitert und mit einem Flachdach abgeschlossen werden. Dazu kam es jedoch nicht.

Beide Speicherbauten bilden ein in der Hansestadt so nicht noch einmal vorhandenes Ensemble historischer Wirtschaftsbauten des 18. und 20. Jahrhunderts mit zwischen diesen Zeiten anzusiedelnden Veränderungen und Umbauten und sind deshalb von denkmalpflegerisch größter Bedeutung.

 

 

 

 

 

Übersicht Übersicht