Der Schwan - Doberans Wappentier von Peter Gerds (Text), Berthold Brinkmann (Fotos)

Gründungslegende "Heinrich Borwins Schwur" von Bad Doberan, Gemälde 2 x 6 m von Ludwig Bang (im neuen Rathaus von Bad Doberan)
Die älteste Form des Doberaner Wappens ist im Münster zu sehen, es zeigt die in der Legende vom jagenden Fürsten beschriebenen Tiere, den Hirsch und den Schwan. Um letzteren geht es hier.
1171 gründete Fürst Heinrich Borwin I. in Althof das erste mecklenburgische Kloster, das der Zisterzienser. Acht Jahre später erfolgte bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Wenden die Zerstörung dieser klösterlichen Ansiedlung. 1186 weilte der Fürst mit seinem Gefolge auf der Jagd in den dichten Wäldern, unweit von Althof und schon nahe der Ostsee. Heinrich Borwin I. soll vor der Pirsch das Gelübde abgelegt haben, an jenem Ort ein neues Kloster zu errichten, wo ihm das Jagdglück hold sei. Das geschah bald, und mit einem Pfeilschuss erlegte der Fürst einen prächtigen Hirsch. Doch das Gelände war sehr sumpfig, und dem mecklenburgischen Herrscher kamen Zweifel, ob hier der richtige Platz für ein neues Kloster gegeben sei. Aber dann flog aus dichtem Schilf ein Schwan auf, und als er sein lautes "dobr, dobr" (in der slawischen Sprache gut, gut bedeutend) hören ließ, da wurde das als richtiges Omen angesehen, und später fügte man dem "dobr" noch das slawische "an" (Ort) bei, so dass der gute Ort daraus entstand.
Der Schwan - er wird bereits bei Homer und Hesiod erwähnt - war seit alters her ein Vogel von vornehmer Schönheit in Gestalt, Farbe und Bewegung, dem übernatürliche Eigenschaften zugeschrieben wurden, meist gute, aber auch weniger gute. So galt er den Seeleuten als Glücksvogel. Gelegentlich verband sich mit ihm eine verhängnisvolle Ankündigung, wie es in "mir schwant etwas" zum Ausdruck kommt. "Denn nun erfüllet sich, was mir oft geschwant", schrieb der Dichter Emanuel Geibel (1815 - 1884).

Schwan in einem Lampenhalter am Gebäude der ehemaligen Lessing Oberschule am Alexandrinenplatz

Der Schwan hat in Sagen, Mythen und Märchen (erinnert sei an das von dem hässlichen jungen Entlein) seinen Platz gefunden, und Zauberkräfte wurden ihm angedichtet. Sollte die Liebe zwischen zwei Menschen

nicht vergehen, so musste einer von ihnen heimlich
 
einen goldenen Ring in ein Schwanennest legen. Doberan ist nicht der einzige Ort, wo der Schwan den Platz für ein neues Kloster bestimmte. In einer Sage aus Oldenburg ist ebenfalls von einem Schwan die Rede, der den Mönchen den Weg zur Klostergründung wies. Eine andere Mär betrifft die Schwanen- oder Adebarsteine an der Küste vor Jasmund/Rügen. In diesen Schwanensteinen lagen eingeschlossen die kleinen Kinder. Mit einem Schlüssel war der Stein zu öffnen, und heraus kamen die Schwanenkinder. So erzählten es vor langer Zeit die Mütter in Sassnitz ihren Kindern.
Wappen von Bad Doberan

Zurück zum Schwan, dem Wappentier von Doberan, zusammen mit Bischofsstab und Hirsch. Die Stadt erhielt dieses Wappen bei ihrer Gründung 1879, und im Volksmund hieß es "Hirsch, Krummstab un Schwan, ist das Wappen von Doberan".
Im öffentlichen Bereich der Kreisstadt gibt es gut ein halbes Dutzend Schwanenbilder an unterschiedlichen Gebäuden.
Der schönste Schwan, auf einem Sockel ruhend, hat
seinen Platz an der Klosterkirche und gehört zu den

Schwan an der Doberaner Klosterkirche

meist fotografierten Objekten. Er ist eine Nachbildung aus Beton, weil der ursprüngliche und vor 125 Jahren aufgestellte Schwan - aus bestem Eichenholz gefertigt und etwa 30 kg schwer - immer wieder von Vandalen zerstört worden war. Kopf und sogar die Füße des schneeweißen Vogels mit der goldenen Krone wurden abgebrochen und glücklicherweise durch Doberaner Handwerker restauriert.