Großfeuer in Kalkbrennerei am Fischerbruch
Mühle brannte völlig nieder

von Dr. Jürgen Rabbel (Text, 1 Foto), Sammlung Volkmar Baier (Fotos)

Vor 49 Jahren hatte der ehemalige Schiffer Robert Schröder (1843 bis 1922) das aus drei Gärten bestehende Grundstück des Bürgers Bannow gekauft und dort im August 1888 den Antrag zur Anlage von zwei Kalkbrennöfen gestellt. Fast alle umliegenden Anwohner erhoben seinerzeit dagegen ihren Widerspruch. Obwohl der Stadtbaumeister Saniter nach vielen von auswärts eingeholten Expertisen allen bestätigte, dass keiner von ihnen durch die Anlage in irgendeiner Weise belästigt werden würde, reichten 22 Bewohner über den Rechtsanwalt Maas eine Klage ein.

Erst nach der Entscheidung des Rostocker Obergerichtes zu Gunsten Schröders durfte die Kalkbrennerei im Fischerbruch 23b errichtet werden. Als auch noch die Großherzogliche Regierung in Schwerin das Urteil bestätigte und für den Betrieb entsprechende technische Vorgaben anordnete, konnte Robert Schröder ab 11. Juli 1889 mit dem Bau der Kalkbrennerei beginnen und das Baggern einer Fahrrinne zu seinem Grundstück beantragen. Nach seinem Tod betrieben hier die Söhne Frio und Georg, begünstigt durch die Wasserverbindung, zusätzlich noch einen Baustoff- und Kohlenhandel.

 

Ein in vorderster Reihe der Löscharbeiten stehender Feuerwehrmann sprang letztlich völlig überhitzt in die Warnow. Ein anderer wies Verbrennungen an den Beinen auf, „obwohl die Hose keinerlei Beschädigungen erlitten hatte“.

Es gelang beiden Wehren, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Dennoch trieben ungünstige Winde die Flammen von der Kalkbrennerei immer wieder auf das daneben stehende Wohnhaus zu. Als dort von der Hitze alle Fensterscheiben zersprangen und letztlich das Dach Feuer fing, begann man das Gebäude sicherheitshalber zu räumen.

Doch die Feuerwehren schafften es, das Wohnhaus zu retten und auch ein Übergreifen auf benachbarte Häuser zu verhindern. Die Mühle der Kalkbrennerei dagegen brannte völlig nieder. Mehr Sorge aber bereitete den Helfern der neben der Mühle stehende Lagerschuppen, da die dort gelagerten Vorräte aus gebranntem Kalk bestanden, der aus Sicherheitsgründen vor Feuchtigkeit geschützt werden musste. Um das Eindringen von Löschwasser zu verhindern, dämmte man deshalb das Lager mit einer dicken Schicht

 


Mit der „letzten Drahtmeldung“ berichtete der „Rostocker Anzeiger“ am Nachmittag des 3. Juni 1938 vom Ausbruch eines Großfeuers in der Kalkbrennerei. Bald nach der Entdeckung des Brandes schlugen die Flammen bereits meterhoch zum Dach hinaus, wodurch das Feuer weithin sichtbar war und viele Neugierige anlockte. Zuerst traf die Rostocker Feuerwehr ein und bekämpfte das Feuer mit insgesamt fünf Schlauchleitungen. Kurz darauf rückte auch die Betriebsfeuerwehr der Heinkel-Werke an. Während die Rostocker „Feuerlöschpolizei“ ihre Leitungen an die Hydranten anschloss, holte die „Heinkel-Wehr“ das Wasser aus der Warnow.

Zur Sicherheit erschien von den Flugzeugwerken auch noch ein Sanitätsdienst, doch schwere Verletzungen an Personen trafen zum Glück nicht ein. Weil das Feuer so plötzlich ausbrach und die Hitze so groß war, rettete sich ein noch auf der Galerie des Fahrstuhles befindlicher Arbeiter über die Dächer der anderen Häuser und verletzte sich dabei nur leicht.

 

Düngerkalk ab.

Am nächsten Tag war von der Mühle nur noch ein Trümmerhaufen vorhanden. Die Ursache für den Ausbruch des Feuers ließ sich nicht klären, nur, dass der Schaden erheblich war. Alle Maschinen wurden ein „Raub der Flammen“. Dazu gehörten die erst kürzlich erworbenen Steinbrechgeräte, die Düngerkalkmaschine, der Fahrstuhl für die Lasten sowie die gesamte Einrichtung der Kalkbrennerei einschließlich der Öfen. Trotzdem konnte der Betrieb auf Grund seiner großen Lagervorräte vorerst weiter betrieben werden.Abends gegen 19 Uhr war der Brand soweit gelöscht, dass beide Feuerwehren abrücken konnten. Nur eine Brandwache blieb an der schwelenden Ruine bis zum nächsten Morgen zurück, um ein „etwa erneut auftretendes Feuer sofort im Keime zu ersticken“.