Ziegelmarken geben Rätsel auf

Wer glaubt, an St. Marien gäbe es nichts mehr zu entdecken, irrt. Kürzlich fanden Mitglieder des Fördervereins "Stiftung St.-Marien-Kirche zu Rostock"
e. V. bislang unbekannte Ziegelmarken an mittelalterlichen Backsteinen.

Schon 1998 waren die Restauratoren Lothar und Marcus Mannewitz in der Grabkapelle der Familie von Heinen auf derartige Marken gestoßen. Nun fand sich eine weitere Ziegelmarke am Fuß des nordwestlichen Vierungspfeilers. Sie ist dort für jedermann zu sehen.

Daraufhin wurde auch intensiv am äußeren Mauerwerk gesucht. Mit Erfolg, denn an den Fensterleibungsformsteinen des südlichen Querhauses konnten weitere dieser Marken entdeckt werden. Das Besondere daran ist, dass sich die Markierungen in der Ziegelsichtfläche zweier Formsteintypen befindet. Die mittelalterlichen Baumeister verwendeten Eckformsteine, in deren noch weiche, ungebrannte Rohlinge die Stempel eingedrückt wurden.

Die Ziegelmarken zeigen in einem Stempel, der mit großer Sicherheit auf St. Marien hindeutet, eine dreiblättrige Krone und ein gotisches M sowie möglicherweise einen Anker als Symbol der Hoffnung. Der zweite Stempel stellt ein Schild mit einem dreiblättrigen Blatt dar, das Klee oder Efeu sein kann. Die dritte Variante ist schließlich ein Schild mit gekreuztem Rand, in dessen Inneren soweit ersichtlich Hacke, Grabstock und Kreuz zu erkennen sind.

Die Ziegelmarken in den gelben Backsteinen von St. Marien stammen aus der Zeit des 14./15. Jahrhundert. Ihr genauer Zweck ist unbekannt. Logisch wäre allerdings, dass es sich wohl um mehrere Bestimmungen gehandelt haben muss. Möglich wäre das Zeichen des Ziegelmeisters, eine Eigentumsmarkierung, ein Abrechnungssymbol oder aber auch Verzierungen.

Die Entdeckung der Ziegelmarke am nordwestlichen Vierungspfeiler, unter dessen barockem Putz auch noch glasierte, profilierte Basisformsteine zu sehen sind, belegt, dass die gewaltigen Hauptschiffspfeiler im Mittelalter errichtet wurden.