Rostocker Blitz vom 12.09.2004

Zum Tod von Lothar Mannewitz

So kannten wir ihn, arbeitend hoch oben auf dem Gerüst unter den Gewölben von St. Marien, an historischen Fassaden, an so vielen Orten. Doch, er wird nicht mehr da sein, nicht an seiner Staffelei, nirgendwo, und er wird auch keine neuen Kirchenfenster mehr ersinnen. Am 24. August starb der Rostocker Maler, Grafiker und Restaurator Lothar Mannewitz im Alter von 74 Jahren. In Rostock, in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt wird sein Wirken auf Dauer an ihn erinnern. Schon früh hatte sich Lothar Mannewitz der Kirchenkunst zugewandt. Und schließlich standen rund 200 Kirchen in der Liste jener Bauten, in denen er seine restauratorischen Fähigkeiten unter Beweis stellte. Das Atelier Mannewitz & Sohn, vom Vater Fritz über Lothar Mannewitz bis zum Sohn Marcus drei Generationen überspannend, wird nun von dem jungen Diplom-Restaurator weitergeführt.

Im Foyer des Hauptgebäudes der Universität rekonstruierte Lothar Mannewitz freigelegte Malereien des 19. Jahrhunderts. Die Fassade des Rathausvorbaus, das Schmuckportal am Steintor, aber auch Gewölbemalereien im Rempter des Stralsunder Johannesklosters und das Orgelprospekt in St. Nikolai zu Wismar tragen seine Handschrift. Die Wiederentdeckung und Freilegung der mittelalterlichen Ausmalung der Kirche zu Altkalen sah er als eines der bedeutsamsten Ereignisse in der mecklenburgischen Kunstlandschaft, voller Glück daran mitwirken zu können. Für ihn war es eine der größten Aufgaben seines so vielfältigen Wirkens.

Mit seinen Bildern war er auf zahlreichen Gemäldeausstellungen vertreten. Noch zur Hanse Sail 2003 waren einige seiner Werke gemeinsam mit denen seiner Frau Mechthild in der Kunstausstellung anlässlich des Seglertreffens in den Fischhallen im Stadthafen zu sehen.

Eine seiner großen Lieben aber waren Kirchenfenster. In der Heiligen-Geist-Kirche sind Zeugnisse seiner künstlerischen Ideen ebenso zu bewundern wie in der Christuskirche am Häktweg. Doch sein wohl eindrucksvollstes und größtes Werk sind die Chorfenster der Petrikirche, von denen der einstige Pastor der Innenstadtgemeinde Dr. Jens Langer einst sagte, dass sie das in unseren Breiten umfassendste sakrale Werk eines Künstlers des vergangenen Jahrhunderts seien.

Am 1. September nahmen Familie, Freunde, Kollegen in St. Petri Abschied von einem Menschen, der durch seine Sanftheit, seine Freundlichkeit und seine Geduld in guter Erinnerung bleiben wird. Einfühlsam und überzeugend vermittelte er den Journalisten den Sinn seiner Arbeit an so vielen Details. Für diese stetige Bereitschaft zum Gespräch sei ihm Dank gesagt. Die Petrikirche und seine so wunderbaren Chorfenster waren ein würdiger Rahmen für das Gedenken an Lothar Mannewitz.

 

Lothar Mannewitz (l.) und Pastor i. R. Jens Langer in den Gewölben der Marienkirche.