Rostocker Blitz vom 30.05.2004 |
Ein Schaden an der Turmlaterne Am vergangenen Montag rückten Zimmerleute auf die Plattform des St.-Marien-Kirchtumrs vor und sicherten die in der Laterne hängende Stundenglocke. Deren Haltebolzen weisen teils starke Rostschäden auf und müssen erneuert werden. Sie sollen demnächst ausgewechselt werden. Die 3000 Kilogramm schwere Glocke ist die zweitälteste der Marienkirche. Sie wurde im Jahre 1379 gegossen. In seinem Werk "Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin" beschreibt der Kunsthistoriker Friedrich Schlie die Glocke und gibt eine in Minuskeln gehaltene Inschrift wieder. Sie enthält im vorderen Teil in gekürzter Schreibform die Jahreszahl "anno domini mccclxxix" und im hinteren Teil den auch auf anderen Glocken zu findenden Spruch "Oh, König der Ehre Jesu Christi, komme mit Friede". Schlie erläutert, dass "die Umschrift nicht vollständig auf der Glocke hat angebracht werden können, sondern zuletzt etwas ausgelassen ist". Und, da die Glocke ziemlich hoch in der offenen Turmgalerie hinge, hätte er sie mit einem Fernglas betrachtet. Er schreibt dazu: "Soviel mit Hülfe eines Krimstechers zu ermitteln war, steht hinter pace nur ein Blatt. Das lange Feld ist mit einem aus zwei Reifen bestehenden Bande verziert, über welchem abwechselnd eine blattartige und eine (von ihm skizzierte) Verzierung angebracht sind. Das Band selbst ist in gleichmäßigen Zwischenräumen mit kleinen Kreisen besetzt, in deren Mitte sich ein kleiner Knauf befindet. Unterhalb des in der Inschrift befindlichen Blattes ist in dem erwähnten Bande ein Vierpass mit einem Viereck im Inneren angebracht. Leider ist jedoch bei der Kleinheit des Zeichens und der Höhe, in welcher es sich für den Betrachter befindet, der Inhalt dieses Vierrecks nicht genau zu erkennen." Schlie berichtet weiterhin, dass in der Laterne seinerzeit eine weitere, eine Viertelstundenglocke, hing. Laut zitierter Inschrift wurde sie von Laurenz Strahlborn in Lübeck gegossen. Wo diese Glocke hing, ist ungewiss. Auch über ihren Verbleib ist nichts bekannt. Schlie beschreibt die Inschriften als nur teilweise zu lesen, " da beide Glocken hier dicht zusammenhängen". Die Plattform unter der Laterne ist für Besucher leider nicht zugänglich. |