Rostocker Blitz vom 05.06.2005 |
Die Marienkirche im Wandel der Zeiten (6) Die Chorfenster In diesem Jahr wird die Sicherung der Chorgewölbe eine der großen Aufgaben zur Erhaltung der Marienkirche sein. Nach dem Aufstellen der Gerüste ergibt sich die Gelegenheit, auch die Chorfenster zu restaurieren. Dafür sind wiederum Spenden erforderlich. Der „Rostocker Blitz“ und der „Förderverein Leuchtturm Warnemünde e. V.“, entschlossen sich, den Erlös der diesjährigen gemeinsamen Benefizveranstaltung „Es blitzt am Leuchtturm“ für dieses Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Sie stellen sich damit in eine Reihe mit der Initiative des Ortskuratoriums Rostock der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die das gleiche Ziel verfolgt. Aus diesem Anlass soll in dieser Artikelreihe ein Einblick in die Geschichte der Marienkirche gegeben werden. Dazu müssen wir wieder in das Jahr 1290 zurückkehren, in dem mit dem Bau der insgesamt dreizehn Chorfenster begonnen wurde, um deren Restaurierung es geht. Charakteristisch für diese ältere Bauphase sind das unglasierte rötliche Mauerwerk und die großen mehrteiligen Sohlbänke aus gotländischem Kalkstein im unteren Drittel der gotischen Fensteröffnungen der fünf Fenster im Chorschluss. Darüber lässt sich anhand des Wechselschichtenmauerwerks aus grünlich glasierten und gelblich unglasierten Backsteinen die Fortführung des Baus um 1398 ablesen. Die anderen acht Fenster im Süden und Norden sind ausschließlich in letzterer Bauweise entstanden. Die gründliche Untersuchung nach dem Aufstellen der Gerüste wird das Ausmaß der Schäden zeigen. Vor allem die noch originalen Fensterstäbe sind erfahrungsgemäß besonders betroffen. Die Verglasung der Fenster wird in die Zeit um 1890 eingeordnet. Der Vergleich mit anderen Glasmalereien der Marienkirche, zum Beispiel den Mannschen Fenstern, lässt darauf schließen, dass die Fenster ebenfalls aus den Tiroler Glasmalereiwerkstätten Innsbruck kommen. Schriftliche Belege gibt es nicht. Mit Sicherheit wird sich jedoch bei näherer Betrachtung eine Firmensignatur finden. Während die anderen Fenster mit einem Teppichmuster gestaltet sind, zeigen die drei östlichsten eine reichere Ausmalung. Im mittleren ist Christus dargestellt. Er steht, in ein Purpurgewand gehüllt, unter einem neugotischen Spitzbogen. In der Hand hält er eine Schriftrolle. Über Kopf und Heiligenschein steht „Die Wahrheit“ geschrieben. Die Begleitfenster zeigen Weinlaubranken und mehrere andere Details, die in einer späteren Folge beschrieben werden. Flankiert wird Christus in den beiden anderen Fenstern von einem bärtigen König, sowie von Johannes mit Buch und Federkiel. Auch dazu wird es noch exakte Aussagen zur christlichen Ikonografie geben. Fest steht, dass die Chorfenster ein bedeutendes und heute seltenes Zeugnis der Glasmalereikunst vom Ende des 19. Jahrhunderts sind. Indes befinden sich die Fenster in einem äußerst schlechten Zustand. Ihre Restaurierung wird für die Marienkirche ein weiterer Höhepunkt sein. |
Die drei mittleren Fenster des Chores. |