Rostocker Blitz vom 05.02.2006

Rostocks größtes gotisches Bauwerk

Christus als Weltenrichter kehrt zurück
Erste Buntglasfenster im St.-Marien-Südportal übergeben

Manche Dinge mag man erst glauben, wenn man sie leibhaftig vor sich sieht. Das mit insgesamt 242 Scheiben auf 120 Quadratmetern größte Kirchenfenster Norddeutschlands ist gewiss ein Beispiel dafür. Am 20. September 2003 hatten sich Rippensteine aus dem Südportalfenster der Marienkirche gelöst und waren herabgestürzt, eine Katastrophe mit der Folge, dass das gesamte Fenster ausgebaut werden musste. Versehen war es zu dieser Zeit mit einfachen Glasscheiben. Die 1904 in den Tiroler Glasmalereiwerkstätten Innsbruck hergestellten Buntglasfenster, Christus als Weltenrichter darstellend, waren 1984 mit Ausnahme des westlichen Begleitfensters ausgebaut worden. Zur vorgesehenen Restaurierung kam es jedoch nicht.

An einen erneuten Restaurierungsversuch, mochte zunächst kaum jemand glauben. Dann aber geschah fast ein Wunder. Die erforderlichen rund 250.000 Euro konnten dank großzügiger Spenden aufgebracht werden. So konnte dieses einigermaßen außergewöhnliche Großprojekt der Evangelisch-Lutherischen Innenstadtgemeinde und des Fördervereins "Stiftung St. Marien-Kirche zu Rostock e. V." in Angriff genommen werden. Zu danken ist dies der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Mecklenburg-Vorpommern, der OstseeSparkasse Rostock, der Rudolf-August Oetker Stiftung für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Denkmalpflege, der Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau mbH (RGS), vielen privaten Rostocker Spendern, die das Vorhaben gemeinsam mit dem Förderverein förderten. Allen Beteiligten sei an dieser Stelle der herzlichste Dank für ihr Engagement gesagt.

Am letzten Dienstag konnten nun die ersten von der Glasmalereifirma Fred Krönke aus Dresden restaurierten Fenster übergeben werden. 55 historische Bleiglasmalereitafeln wurden von Gutachter Johannes Voss und Denkmalpfleger Frank Hösel vom Landesamt für Denkmalpflege Schwerin abgenommen. Wiederhergestellt sind fast alle Tafeln des östlichen Begleitfensters sowie zwei Tafeln des Hauptgemäldes. Weitere 120 Bleiglasfelder müssen noch repariert werden. 15 verloren gegangene Scheiben werden nach alten Vorlagen neu gefertigt.

Nun konnte in der Marienkirche wieder ein Kunstwerk an seinen Platz zurückgebracht werden. Die Arbeiten am großen Südportalfenster sollten Ansporn sein, auch die noch in diesem Frühjahr vorzunehmende Restaurierung von zehn der dreizehn Chorfenster mit Spenden zu unterstützen.

Frank Sakowski, Vorsitzender des Fördervereins, steht für Fragen unter der Telefonnummer 0162/4625796 zur Verfügung.

 

Die Darstellung des Mose


Ein Engel beschützt eine Frau