Rostocker Blitz vom 14.05.2006 |
Rostocks größtes gotisches Bauwerk Was Grabplatten zu erzählen haben Die Aprilveranstaltung des Vereins für Rostocker Geschichte führte Vereinsmitglieder und Gäste in die Marienkirche. Erfahren sollten sie dort etwas über die zahlreichen Grabplatten, die im Boden liegen oder an den äußeren und inneren Wänden aufgestellt wurden. Grundlage war eine "Untersuchung zu den Grabmälern in der St. Marien-Kirche zu Rostock", einer schriftlichen Hausarbeit zur Erlangung der Würde eines Magisters Artium der Geschichtswissenschaft am Historischen Institut der Universität Rostock. Erstellt wurde diese Magisterarbeit von Kristin Skottki, die dafür verdientermaßen Bestnoten erhielt und den zahlreichen Interessierten an dieser Veranstaltung einen Einblick in ihre Forschungen gab. Sie konnte damit ein spannendes Stück Kirchengeschichte vermitteln. Vom 14. bis zum 19. Jahrhundert reicht die Zeitspanne der etwa 255 Platten und Bruchstücke von Platten. Dahinter stehen 330 inschriftlich erwähnte Personen, von denen 293 männlichen und lediglich 37 weiblichen Geschlechts sind, wie zu erfahren war. Alle Bestatteten gehörten zur Rostocker Oberschicht, bestehend aus Angehörigen des Rates und der Universität, Geschäftsleuten, Handwerkern, Adligen, Militärs oder Geistlichen. Namen wie Kerkhoff, Quistorp, Mann oder Mantzel sollen als Beispiele stehen. Viele Steine wurden mehrfach und auch von verschiedenen Familien genutzt, wobei zu berücksichtigen ist, dass es zahlreiche eheliche Verbindungen untereinander gab. Kristin Skottki berichtete darüber hinaus auch von der auf den Steinen vorzufindenden Symbolik, von der materiellen Beschaffenheit der überwiegend aus Kalkstein gefertigten Platten. Mit dem Ende der Beisetzungen in der Kirche im Jahre 1830 wurden die oberen Schichten der Gräber aufgenommen und die Platten zum Auslegen des Kirchenbodens verwendet. Andere Platten wurden als Dekoration an die Wände gebracht. All diese Informationen konnte Kristin Skottki dank einer halbjährigen Recherche ermitteln. Ihre Magisterarbeit ist die erste grundlegende Beschäftigung mit diesem Thema und damit von unschätzbarem Wert für weitere Forschungsarbeiten, die vor allem in der möglichen Darstellung der dahinter stehenden Familiengeschichte zu sehen sind. Die Gäste dankten der jungen engagierten Frau herzlich für ihren Vortrag und diskutierten kräftig mit. Ulrich Nath, langjähriger Pastor an St. Marien, und Frank Sakowski, Vorsitzender des Fördervereins Stiftung St. Marienkirche zu Rostock und Baubegleiter vom Architekturbüro Angelis + Partner gaben ergänzende Erläuterungen. |
Kristin Skottki berichtet viel Wissenswertes zu den Grabplatten |