Rostocker Blitz vom 25.06.2006

Rostocks größtes gotisches Bauwerk

Chorfenster in St. Marien feierlich übergeben
Dank an Förderer einer außerordentlichen Aktion

Fast ließe sich sagen, dass im Unglück auch mal Glück liegen kann. Besagtes "Unglück" waren die reparaturbedürftigen gotischen Gewölbe im Hochchor der Marienkirche. Deren dringend erforderliche Einrüstung war die Voraussetzung und einmalige Gelegenheit, die Hochchorfenster zu restaurieren. Damit ist an dieser Stelle gewiss nichts Neues gesagt. Immer wieder berichtete der Rostocker Blitz über die daraus folgenden Aktivitäten. Nun sind alle Bleiglasfenster wieder eingebaut. Die oberen Gerüste sind abgebaut und gewährten erstmals nach sechs Monaten wieder den freien Blick auf die drei figürlichen Ostfenster und die zehn Seitenfenster mit filigranen, floralen und bunten Ornamenten.

Die Fenster wiesen durchweg einen sehr schlechten Erhaltungszustand auf. Teilweise mussten größere Schadstellen ausgebessert und Totalverluste ausgeglichen werden. Ursache für die Schäden waren Kriegs- und Witterungseinflüsse. Nicht unerwähnt bleiben soll, das seit dem Einbau der Fenster vor mehr als einem Jahrhundert niemand unmittelbar davor gestanden hat. Erstmals konnte also dank der Einrüstung eine exakte Schadensfeststellung vorgenommen werden. Die Fenster wurden gereinigt und vor allem auch mit einer äußeren Schutzverglasung versehen. Zur feierlichen Übergabe an die Gemeinde hatten sich am Donnerstag die an dieser außergewöhnlichen Aktion Beteiligten eingefunden. Unter der Gesamtleitung des Architekturbüros Angelis+Partner der Arbeiten hatte die Berliner Glaswerkstatt Schölzel die Restaurierung der 1893 in den Tiroler Glasmalereiwerkstätten Innsbruck hergestellten Fenster übernommen. Die Arbeiten wurden in hoher Qualität ausgeführt. Der Schweriner Restaurator in Ruhestand Johannes Voß stand mit fachlichem Rat zur Seite.

132.000 Euro waren für die Restaurierung der Fenster erforderlich. Das Aufbringen dieser Summe war nur durch Fördermittel möglich. Den Grundstock dazu brachten das Rostocker Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Rostocker Blitz und der Leuchtturmverein Warnemünde zusammen. Die Aktion "Es blitzt am Leuchtturm" war dabei der gelungene Auftakt. Dazu konnte die deutsche Stiftung Umweltschutz als weiterer Hauptförderer für ein Modellprojekt an den Fenstern gewonnen werden. An diesem Modellprojekt wirkten auch Wissenschaftler der Universität Rostock mit. Selbstverständlich war auch der Förderverein "Stiftung St.-Marien-Kirche zu Rostock" e.V. mit beträchtlichen finanziellen Mitteln an der Verwirklichung des Projektes beteiligt. Förderverein und Gemeinde danken allen Beteiligten auf das herzlichste für das große Engagement beim Erhalt der Chorfenster der Marienkirche.

Um noch einmal die Dimension zu verdeutlichen sei gesagt, dass die in 25 Metern Höhe beginnenden Fenster 4 Meter nach oben streben, eine Breite von 1,30 Meter haben und damit rund 60 Quadratmeter Fläche einnehmen.

 

Glückliche Gesichter.