06.09.2009

St.-Marien-Glocken gehen auf die Reise

Verabschiedung mit viel Publikum

Der 31. August 2009 kann durchaus als erfreulicher Tag in der Geschichte der Marienkirche angesehen werden. Nach dem von Pastor Tilmann Jeremias gehaltenen Mittagsgebet und den von Kantor Karl-Bernhardin Kropf vorgenommenen Hörproben machten sich vier mittelalterliche, nicht mehr funktionstüchtige Glocken auf die Reise. Sie gehen in das Glockenschweißwerk Lachenmeyer in Nördlingen, die Glockengießerei Bachert in Karlsruhe und die Glockenfirma Griwahn in Grimmen. Ziel des Unternehmens ist es, die Glocken wieder zum Klingen zu bringen. Seit langer Zeit standen sie in der Marienkirche und in der Petrikirche. In St. Marien waren dies die große Glocke von 1409 aus der Monkehagen-Werkstatt, die Bürgerglocke aus der Zeit um 1300 von einem unbekannten Gießer – es ist die älteste Glocke der Marienkirche – und das Bleichermädchen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In St. Petri stand die 1554 von Hans Lavenpris gegossene Wächterglocke. In den Tagen zuvor wurden die Glocken von der bereits genannten Firma "Udo Griwahn, Turmuhren und Läuteanlagenbau" aus Grimmen zum Transport vorbereitet.

Dank des engagierten Bemühens der Gemeinde waren die Glocken während des Krieges vor dem Einschmelzen bewahrt worden. Der Versuch einer Reparatur scheiterte später an den fehlenden technischen Möglichkeiten. 1979 wurden auf Initiative des damaligen Pastors Ulrich Nath und seiner Gemeinde sowie zahlreicher Spenden zwei neue Glocken gegossen, die seitdem auf dem Glockenboden ihren Dienst tun. Die mittelalterlichen Glocken waren seit 1980 in den beiden Kirchen aufgestellt.

Erst durch die noch laufende Instandsetzung der Turmdächer und der Sicherung ihrer Stabilität konnte auch an die Reparatur der Glocken gedacht werden. Sie sollen später in den Turm der Marienkirche zurückkehren. Die bis dahin dort hängenden Glocken sollen dann die zerstörten Glocken der Petrikirche ersetzen.

Für das Schweißen der gerissenen Glocken und das Nachgießen von verloren gegangenen Kronenbügeln stellte die Landesregierung 200 000 Euro Fördermittel zur Verfügung. Allerdings wird mehr als das Doppelte dieser Summe benötigt. So bitten Innenstadtgemeinde und Förderverein herzlichst um weitere Spenden um das begonnene Werk zu vollenden.
 

Das Bleichermädchen verlässt die Kirche


Kantor Kropf prüft den Klang der Glocken


Die Glocken werden verladen