Schweriner Volkszeitung - Mecklenburg-Magazin, 26.04.2011


Der Glockenbauer Udo Griwahn

Udo Griwahn (46), geboren in Bartmannshagen bei Grimmen, kommt aus einer alten Handwerkerfamilie. Er lernte Elektriker, wurde Elektromeister und spielte nebenbei in einer Kirchenband, was noch von Bedeutung sein sollte. Doch zunächst arbeitete er vier Jahre auf einem Bohrturm bei Geothermie Neubrandenburg. Ein Pastor in Reinkenhagen fragte ihn schließlich, ob er den Glockenmotor an seiner Kirche reparieren konnte. Da war das wachsende Interesse an dieser Berufsrichtung endgültig geweckt. 

Der junge Mann wollte mit Glocken zu tun haben, und er schaffte es. Im März 1990 holte er sich eine Gewerbegenehmigung und gründete eine eigene Firma für Turmuhren- und Läuteanlagenbau. Die Idee indes war schon früher da. Bereits im September 1989 wandte er sich an eine Ulmer Firma für Uhren- und Glockenmotoren. Aus diesem ersten Kontakt - die Firma meldete sich nach dem Mauerfall - wurde dennoch nichts. Eine neue Verbindung führte nach Hamburg. Dorthin ging er zur Ausbildung. 1991 eröffnete er seinen Unternehmen zum zweiten Mal. Er bot alles an, was mit der Bewegung von Glocken zu tun hat. Die mussten auf- und abgebaut und mit entsprechender Antriebstechnik ausgestattet werden. Und dann müssen Glocken einmal jährlich gewartet werden. Turmuhren sind aufzuarbeiten, Ziffernblätter herzustellen, viel Arbeit also.

Was mit all dem zusammenhängt, ließ sich in letzter Zeit an der Rostocker Marienkirche beobachten. Zunächst aber kamen damals Aufträge aus Pommern. Ein Jahr später führte der Weg auch nach Mecklenburg. Der Schweriner und der Güstrower Dom, die Kirchen in Kessin und Schwaan waren Auftragsobjekte, um nur einige zu nennen. In Rostock führte der Arbeitsweg in die Heiligen-Geist-Kirche, in die Kirche von Biestow, zur Turmuhr im Hafenhaus und, wie bereits erwähnt zur Marienkirche.

Vor zwei Jahren wurden die historischen Glocken der Marienkirche zur Restaurierung und zur Reparatur gebracht. Udo Griwahn war für das sachgemäße Verladen verantwortlich. Auch als die Glocken im vorigen November zurückkehrten, war er wieder da und sorgte für den Transport bis in den Turm hinein. Dorthin wurde auch die neue Betglocke gebracht, die im Februar 2011 ankam. Anschließend mussten die Glocken auf den Glockenboden gebracht und montiert werden. Damit ist viel Arbeit verbunden, die im März abgeschlossen werden konnte.

Wenn Anfang April die Glockenabnahme ist und am 7. Mai die große Glockenweihe stattfindet, hat auch der Glockenbauer Udo Griwahn zu einem guten Teil zum Gelingen der Aufgabe beigetragen.
 

:Udo Griwahn auf dem Glockenboden der Rostocker Marienkirche.

 

Udo Griwahn beim verladen von Glocken der Marienkirche.

 

Udo Griwahn beim verladen von Glocken der Marienkirche.