Frank Sakowski 11.04.2017

Epitaph Ernst Cothmann

Im Rostocker Stadtarchiv befindet sich eine ausführliche Beschreibung, darin auch alle genutzten Quellen aufgeführt.

Weitere Bilder des Epitaphs


Im Nordseitenschiff, am Pfeiler, zwischen den Epitaphien Schönermarck (Nordsakristei) und Hallervord (Sängerempore) befindet sich das große sandsteinerne, zweistöckige und nach vorn weit auskragende Epitaph des Dr. Ernst Cothmann (06.12. 1557- 13.04.1624, Alter 67 Jahre).
Die genaue Herstellungszeit des Epitaphs ist nicht bekannt, aus der Unterhang- Inschrift ergibt sich aber daß seine Frau und die Kinder das Totendenkmal errichteten, also Beginn des Epitaph- Baus ab 1624.
Cothmann wurde in seiner Zeit und auch Jahrhunderte später, als ein bedeutsamer Akademiker und Politiker angesehen. Er war Kanzler mecklenburgischer Herzöge. Als Jurist an der Rostocker Universität war er durch Gutachten an Hexenprozessen beteiligt. An der Fassade des 1867/70 errichteten Hauptgebäudes der Rostocker Universität befindet sich ein Medaillon mit seiner Büste.

Standort des Epitaphs
Es kann sein, daß der heutige Anbringungsort nicht der ursprüngliche ist, da in der heutigen Südsakristei ursprünglich die heute noch vorhandene Grabplatte Ernst Cothmanns lag und somit dort sein Grab (und wohl auch das seiner Familie) war. Möglicherweise hing das Epitaph zuerst bei der Südsakristei.
Größe
Höhe, 4,47 m, Breite 2,36 m, Relief mit der Auferweckung des Lazarus, Höhe, 0,90m, Breite, 0,75 m, Relief der Auferstehung, Höhe, 0,52 m, Breite, 0,48 m.
Material
Der architektonische Grundaufbau besteht aus zusammengesetzten Teilen (Grundelemente) aus Sandstein, wie eine Abbruchkante am Gesims zeigt. Die zwei Reliefs bestehen aus einem anderen Werkstoff, vermutlich Marmor, ebenso wie Teile der Säulen (Säulentrommeln) wohl aus Granit bestehen. Die Schriftplatten können wiederum aus einem anderen Material bestehen.
Einzelne auf und an den Sandstein angesetzte Maskarons sind ebenfalls aus Marmor.
Die Skulpturen bestehen aus Marmor.
Besonderheit
Viele Teile des Epitaphs wurden auch aus mehreren und kleinen Teilen desselben Materials zusammengefügt und nicht aus einem Stück heraus gemeißelt.
Deutlich tritt der Knorpel- und Ohrmuschelstil in den Ornamenten und Schweifwerken hervor. Erste Anklänge dieses Stils treten in St. Marien beim Epitaph Kosse von 1624 schon hervor.
Gleichzeitig weist das Cothmann-Epitaph noch die traditionellen Gestaltungen der Gesimse, Säulen, und Nischen mit Muschelkalotten und Statuen auf.
Sehr besonders ist das Tragen der Epitaph-Säulen durch kniende Putten (kleine Atlanten), sehr ähnlich denen am Epitaph des David von Bassewitz, von um 1624 in Polchow.
Fassung
Vermutlich um 1843 im Zuge der Kirchenumgestaltung erneuert. Ein heute schmutzig wirkendes Grau wurde als Grundfarbe gewählt.
Reliefs, Figuren und Masken waren wohl ursprünglich poliert und nicht gefaßt und die heute vorhandene Farbe, sehr ähnlich Wasserfarbe, wurde vielleicht später aufgebracht. Auffällig, z. B. den Putti rote „Bäckchen“ anzumalen. Ebenso erneuert, die als „Bronzierung (Goldbronze)„ zu bezeichnende Höhungen an Figuren und Reliefkanten. Die Inschriftentafeln wurden alle nachgemalt, seltsam die dunkelbraune Grundfarbe der Platten.
Das Epitaph ist sehr stark verschmutzt.
Bildhauer
Unbekannt, wohl derselbe, der das David-von Bassewitz-Epitaph in Polchow schuf.
Besonderheit, die Gestaltung der Gesichter und Hände aller Figuren.
Jahr der Herstellung
Nach Inschrift erst nach dem Tode Cothmanns, 1624.
Wem gewidmet
Nur Ernst Cothmann.
Von wem gestiftet
Laut Inschrift von der Witwe und den Kindern.