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HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE

Das Rostocker Rathaus

Peter Writschan, Stadtkonservator Hansestadt Rostock, Amt für Kultur und Denkmalpflege (Text), historische Fotografien aus den Sammlungen Berth Brinkmann, Volkmar Baier und Hans Joachim Vormelker

Auf den Spuren des mittelalterlichen Baus

Die sieben Türme des Rathauses künden stolz von seiner gotischen Vergangenheit, seine übrigen Fassaden sind jedoch barock geprägt. Erst beim Betreten der großzügigen Rathaushalle wird sichtbar, dass hier ein monumentales mittelalterliches Rathaus verborgen ist, das sich hinter den als Hauptwerke der Backsteingotik bekannten Rathäusern in Lübeck und Stralsund nicht zu verstecken braucht. Dort zeugen die prächtigen Schauwände von der mittelalterlichen Baukunst. In Rostock ist die gotische Schauwand noch vorhanden, aber hinter dem barocken Vorbau versteckt.

Die Rathaushalle war bis vor kurzem völlig verbaut, enge Flure und dunkle Zimmer ließen nichts von dem großartigen mittelalterlichen Raum erahnen, der erst mit der 2001 abgeschlossenen Sanierung wiedergewonnen werden konnte. Die jetzt freigelegte 40 m lange Mittelarkade mit den sechs Bögen ist das konstruktive Gerüst des Gebäudes. Eine gleichartige Arkadenreihe befindet sich im Keller, während die Arkade im Obergeschoss wegen ihrer geringeren Höhe 11 Bögen besitzt. Darauf ruhen die beiden mächtigen Satteldächer. Dieser Konstruktionstyp ist verwandt mit klösterlichen Wirtschaftsbauten, wie er z.B. im 1283 errichteten Wirtschaftsgebäude des Zisterzienserklosters Doberan zu sehen ist.

Das Rathaus war zu seiner Erbauungszeit neben den Kirchen das größte Gebäude der Stadt. Allein für den Sitz des damaligen Rates wäre diese Größe nicht erforderlich gewesen, zumal die Ratsmitglieder ehrenamtlich tätig waren.

Das Rathaus war in erster Linie ein Kaufhaus. Zahlreiche Stände wurden in den Hallen im Erdgeschoss und im Keller aufgebaut, vor allem für die Tuchhändler, sowie für Gerber, Weber und Pelzer. An den Giebelseiten des Rathauses erschlossen große Portale die beiden Geschosse, so dass die Kunden wie in einer Markthalle an den Ständen vorbei durchs Haus gehen konnten. Im Unterschied zu heute müssen die Hallen ziemlich dunkel gewesen sein. Die Fenster waren sehr klein, erkennbar an den beiden freigelegten gotischen Fenstern neben der Infothek. Die schmalen spitzbogigen Öffnungen waren nicht verglast, sondern wurden bei schlechtem Wetter durch Holzluken geschlossen. Dann sorgten nur noch Kerze, Kienspan oder Öllampe für eine schwache Beleuchtung.

Die Innenraumgestaltung war schlicht und funktional. Das rohe Backsteinmauerwerk wurde nur durch zwei Formsteine belebt: Den Viertelstab für die Abrundung der Kanten und den Kämpferstein, der vom Runden ins Eckige überleitete. Dieses Gestaltungsprinzip kam an allen Pfeilern, Fenstern und Blenden im Inneren des Rathaus zur Anwendung. Über dem Erdgeschoss lag eine sichtbare Holzbalkendecke und der Fußboden bestand ursprünglich aus gestampften Lehm. Erst im Spätmittelalter wurden die quadratischen Keramikplatten verlegt, später kamen Ziegelbeläge und Kalksteinplatten hinzu, noch sichtbar im Glasausschnitt des Hallenfußbodens. Der neu verlegte Fußboden benutzt die traditionellen Materialien in zeitgemäßer Gestaltung.

1484 wurde an das bis dahin frei auf dem Markt stehende Rathaus südlich das "Neue Haus" angebaut. (Durchgang neben der Infothek). Auf der ehemaligen Außenwand zeichnen sich noch die Konturen der zugemauerten Fenster ab. Genutzt wurde es als städtisches Festhaus sowie für private Feiern vermietet, daher stammt die Bezeichnung "Hochzeitshaus". Von seiner ursprünglichen reichen Ausstattung sind noch die bemalte Holzbalkendecke und Reste der Wandausmalung erhalten. Interessant ist das Fragment einer Hulk (ein dreimastiges Segelschiff), das wohl zu einer größeren Hafenszene gehörte, wie die gerefften Segel vermuten lassen. Die Darstellung des Hafens als Quelle des Reichtums der Hansestadt ist für ein Haus festlicher Anlässe durchaus nahe liegend.

Zwei barocke Treppen führen in das Obergeschoss mit dem großen Festsaal. Im Mittelalter besaß er ein hölzernes Tonnengewölbe, das sich bis in den Dachstuhl erstreckte, um den Saal höher erscheinen zu lassen. Im Barock wurde die Tonne abgebrochen und das gesamte Rathaus aufgestockt (erkennbar an der oberen, kleinen Fensterreihe). Gleichzeitig entstand der jetzt noch erhaltene Festsaal. Nördlich, im Bereich des heutigen Bürgerschaftssaales, lagen ursprünglich wohl Ratsstube und Archiv, bevor diese in den um 1500 errichteten nördlichen Ratsstubenanbau (kriegszerstört) umzogen.

An der den Sälen gegenüberliegenden Wand des Obergeschosses ist noch die mittelalterliche Gliederung ablesbar. Ursprünglich führte jeweils ein mittiger Durchgang, von zwei Spitzbogennischen flankiert, in die zum Markt vorgelagerte Laube (heute ist es genau umgekehrt). Die gotische Laube war ursprünglich eine zum Markt hin offene, überwölbte Loggia und diente als repräsentative Erschließung der oberen Räume über eine Außentreppe. Von ihr boten die Stadtpfeifer ihre Musikdarbietungen und es wurden die "Burkspraken" gehalten, das waren die Verkündigungen der Stadtgesetze an die auf dem Neuen Markt versammelten Bürger.

Mit dem Bau des Neuen Hauses am Ende des 15. Jh. wurden Laube und Schauwand verlängert. Erst jetzt erhielt das Rathaus, das vorher wohl nur drei Türme besaß, seine markante siebentürmige Fassade.

Die Marktfassade mit ihrer imposanten Schauwand und der vorgelagerten Laube repräsentierte, dem Hauptmarkt zugewandt, das städtische Gemeinwesen. Die Wand unter der Laube mit ihren aufwändigen Portalen in den glasierten Wechselschichten kündet noch von der ursprünglichen Pracht. In ihrer Mitte liegt das spätgotische Weltgerichtsfresko, das den Sitz des Gerichtsherren markierte.

Auch bei den anderen Fassaden des Rathauses wurde großer Wert auf die städtebauliche und architektonische Wirkung gelegt. An der Rückfront führte die Große Scharrenstraße, eine wichtige Geschäftsstraße (Scharren sind Verkaufsbuden) von der Altstadt kommend, direkt auf die große Nische zu, in der sich möglicherweise ein Bildwerk befand. Repräsentativ gestaltet war auch die Nordseite, an der sich die "Einkaufsmeile" fortsetzte. An die Kellerwand waren Scharren angebaut. Darüber setzte dekoratives Wechselschichtenmauerwerk ein, das von reich profilierten Fensteröffnungen unterbrochen wurde. Eine Achse dieser Fenster konnte freigelegt werden.

Direkt vom Markt führt eine Treppe in den Ratskeller. Dort ist die mittelalterliche Struktur am besten bewahrt. Die klar gegliederte vierschiffige Anlage ist mit Kreuzgratgewölben überdeckt. Der Keller war ursprünglich auch Markthalle, vor allem für die Tuchhändler (feuchte Stoffe knittern nicht) und wurde mit je zwei großen Portalen an der Vorder- und Rückseite erschlossen. 1358 ist die erste Weinamtsrechnung überliefert und spätestens ab dieser Zeit gab es hier Wein. Mit dem Anbau des Neuen Hauses erweiterte sich die Anlage um einen Bierkeller.


Von der Barockzeit bis zur Gegenwart
 

Die Auflösung der Hanse, der dreißigjährige Krieg und der große Stadtbrand von 1677 führten zum wirtschaftlichen Niedergang Rostocks. Nur langsam wurde die Stadt wieder aufgebaut. Auch für dringend erforderliche Reparaturen des Rathauses fehlte das Geld. So konnte 1718 ein schwerer Sturm die gotische Laube zum Einsturz bringen.

Erst 1727 begann der Neubau der barocken Laube. Baumeister Zacharias Voigt erhöhte sie um ein Geschoss und verdeckte damit ein Teil der gotischen Schauwand. Er gliederte die Putzfassade mit Pilastern in sieben Achsen und gestaltete das Erdgeschoss in dorischer, das Obergeschoss in korinthischer Ordnung. Die Mittelachse wurde durch vorgestellte gekuppelte Säulen, einem Balkon und dem abschließenden geschweiften Uhrenhaus betont. Die Säulen, Kapitelle und Gesimse des Obergeschosses wurden aus Holz statt des ursprünglich vorgesehenen teureren Sandstein errichtet. Eine Besonderheit ist die Schlange an der Basis einer Säule des Laubengangs: Ursprünglich aus Stuck, dann aus Zement und jetzt aus dauerhafter Bronze geformt. Die Bedeutung der Schlange ist nicht ganz klar. Sie könnte die Ratsherrn zu Weisheit und Klugheit ihrer Entscheidungen gemahnt haben.

Nach dem Laubenvorbau wurde auch das restliche Rathaus nach Plänen von Joseph Petrini aus Lübeck umfangreich umgebaut. Das alte Doppelhaus wurde aufgestockt und alle Fassaden barock überformt, nun mit großen Rechteckfenstern statt der zu klein empfundenen gotischen Luken. Die innere Raumaufteilung wurde geändert, neue Treppenanlagen und die Galerie eingebaut. Der Festsaal entstand in einem strengen, sparsam dekorierten Barock neu. Fenster mit Segmentbogenabschluss bzw. seidene Bespannungen liegen in den einzelnen flachen Wandnischen zwischen den Pilastern. Die Stuckdecke mit Wappenfeldern und zurückhaltender floraler Begleitornamentik prägen den schlichten aber festlichen Raumeindruck. Sein heutiger Zustand geht auf die Restaurierung von 1977 zurück.

Die immer umfangreicheren Verwaltungsaufgaben der Stadt führten zu einem ständig wachsenden Raumbedürfnis. Um 1850 wurde die Halle im Erdgeschoss in zahlreiche kleine Büros aufgeteilt. Neogotische Elemente fanden für die innere Gestaltung Verwendung, wie die noch erhaltenen achteckigen Holzsäulen mit Kapitellen aus Stuck im Eingangsbereich. Größere Instandsetzungsarbeiten unterblieben jedoch.

Diese erfolgten erst ab 1900 durch Stadtbaudirektor Gustav Dehn, dessen Ziel es war, die gotische Architektur freizulegen, wiederherzustellen oder gegebenenfalls neu zu erfinden. Im Ratskeller wählte er den "Altdeutschen Stil", um den großen Geist der Vergangenheit zu beschwören: "Die Zeit der alten Hanse in ihrem glanzvollen Aussehen ist dort in einem reichen Kranz von Wappenbildern, von Emblemen, von Inschriften und Städtenamen veranschaulicht".

Das 1906 von Dehn geplante Stadthaus als rückseitige Rathauserweiterung ist schon dem Jugendstil verpflichtet, verbunden mit einem neobarocken Einfluss. Trotz mancher kunsthistorischer Irrtümer ist es Gustav Dehn zu verdanken, das er das Rostocker Rathaus durch Publikationen kunsthistorisch bekannt gemacht und im Sinne seiner Zeit liebevoll restauriert hat.

1935 wurde der Rathauskomplex um die beiden südlich gelegenen Giebelhäuser erweitert. Das Haus Nr. 33 mit der sehr zurückhaltend und klar gestalteten Fassade ist 1920 errichtet. Das Sandsteinportal in Spätrenaissanceformen stammt vom Vorgängerbau des Nachbarhauses und ist 1968 als Kopie hier eingefügt worden. Das jetzige Eckgebäude Nr. 34 wurde 1910 von Paul Ehmig entworfen. Von den Planungen in den dreißiger Jahren, das Rathaus nordisch-germanisch umzugestalten, sind nur die beiden großen Deckenleuchter vor den Obergeschoss-Sälen verwirklicht worden.

Nach der Kriegszerstörung des Ratsstubenbaus wurde 1951 der lang gestreckte Rathausanbau nach Entwürfen von Wolfgang Rauda und Hermann Henselmann errichtet. Er war als Verbinder zu einem großzügig angelegten neuen Rathaus an der Marktnordseite geplant und sollte auf zurückhaltende Art Alt und Neu miteinander verbinden. Im gleichen Jahr veränderten sich die politischen Zielsetzungen im zentral gesteuerten sozialistischen Städtebau. Großartige Magistralen, wie die Berliner Stalinallee, sollten als Aufmarschstraßen in allen großen Städten angelegt werden. In Rostock war sie vom Steintor über Steinstraße, Neuen Markt und Langer Straße bis zum Kröpeliner Tor vorgesehen. Eine Bebauung der Marktnordseite wäre störend gewesen. Das Projekt "Neues Rathaus" wurde fallengelassen, der Rathausanbau blieb unvollendet.

1992 begann schrittweise die umfassende Sanierung des Rathauses mit der Erneuerung von Dächern Fassaden und Innenräumen. Verschlissene Bauteile wurden ersetzt, das konstruktive System ertüchtigt, störende nachträgliche Einbauten entfernt, um wieder die ursprünglichen großzügigen Raumfolgen herauszuarbeiten. Es ging dabei nicht um die Erzielung einer "Stilreinheit", weder sollte das Rathaus auf das barocke oder gar gotische Erscheinungsbild zurückgeführt werden. Bauteile aus allen Epochen wurden erhalten und gestalterisch zusammengefasst.

Mit der Fertigstellung des Ratskellers im Jahre 2002 war die Sanierung des historischen Rathauses abgeschlossen. Der Rathausanbau wurde 2003 mit aufgewerteter Dach- und Erdgeschosszone erneuert.

Seit über 700 Jahren ist das Rathaus der politische Mittelpunkt der Stadt und heute Sitz von Bürgerschaft und Oberbürgermeister, Versammlungs- und Ausstellungsort und gastronomisches Refugium.

Stand: 07/2006


 

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