HISTORISCHE ROSTOCKER BAUWERKE
Schillerplatz 10 (ehemaliges Wohnhaus, "Max-Samuel-Haus")

Text von Hans-Heinrich Schimler

Das Haus Schillerplatz 10, das heutige Max-Samuel-Haus, ist eines der Beispiele für die vielfältigen Entwurfsideen des Architekten Paul Korff. Die große, 1912 konzipierte Villa zeigt ein völlig anderes Bild als beispielsweise das kürzlich vorgestellte Haus St.-Georg-Straße 103. Sowohl zur Straßen- wie auch zur Hofseite ist das Haus ohne große Schmuckelemente klar gegliedert. Im Inneren verfügte die Villa über großzügige Räume. Die Küche war wie damals sehr oft, im Keller untergebracht. Ein Speisenaufzug verband sie mit den Wohnräumen.

Bauherr war Prof. Dr. Winterstein. 1921 übernahm der Kaufmann Max Samuel das Haus. Samuel war Besitzer der EMSA-Werke. Er hatte die Fabrik für orthopädisches Schuhwerk und Schuhpflegeartikel 1906 in Güstrow gegründet und war mit ihr zehn Jahre später nach Rostock in die Friedrichstraße 28 umgezogen. 1923 wählte ihn die Jüdische Gemeinde Rostock zu ihrem Vorsitzenden. Später wurde er auch noch Vorsitzender des Israelitischen Oberrats von Mecklenburg-Schwerin.

Samuel galt als liberaler Mann und zählte folglich viele Gleichgesinnte zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis, selbstverständlich auch aus anderen Religionen. So kamen unter anderen der Peter E. Erichson, der Hinstorff-Verleger, und der bekannte Chemiker Dr. Friedrich Witte in sein Haus. Witte war auch Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Doch das spielte nach 1933 keine Rolle mehr. 1938 mußte Max Samuel wie so viele andere Rostocker Persönlichkeiten emigrieren. Er starb 1942 im englischen Blackburn.

Seit 1991 hat die damals gegründete Stiftung "Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur" ihren Sitz im nach Max Samuel benannten Haus. Sein Sohn, Dr. Herbert Samuel, stellte dafür das 1939 enteignete Haus zur Verfügung. Zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen wie die zur Zeit noch bis zum 22. November zu besehende über Jüdische Persönlichkeiten aus Mecklenburg-Vorpommern vermitteln Kenntnisse zur jüdischen Geschichte.

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