| Die Berliner Bildhauerschule Die Geschichte der Bildhauerkunst 
                im Mecklenburg des 19. Jahrhunderts ist eng verbunden mit der 
                so genannten „Berliner Bildhauerschule“. Der frühe 
                Klassizismus des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, 
                die Rückbesinnung auf die klassischen Ideale der Antike, 
                mit seinem bekanntesten Bildhauer Johann Gottfried Schadow (1764-1850) 
                gilt als Beginn einer langen (preußisch-) deutschen Bildhauertradition, 
                der Berliner Bildhauerschule. Seit 1786, dem Todesjahr Friedrich 
                II., veranstaltete die 1696 durch Kurfürst Friedrich III. 
                (ab 1701 König Friedrich I.) gegründete „Academie 
                der Mahler-, Bildhauer- und Architectur-Kunst“ öffentliche 
                Kunstausstellungen, die – nicht nur für Berlin – 
                zu einem besonderen gesellschaftlichen Ereignis avancierten. Nach 
                dem Ende der „friderizianischen Ära“ und unter 
                dem Eindruck der französischen Revolution von 1789 entfaltete 
                sich die geistige Entwicklung Preußens in breitem Maße. 
                Mit König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) hielt zudem ein 
                wachsender Liberalismus in Preußen Einzug, der dem aufstrebenden 
                Bürgertum ein großes Maß an Selbstbewusstsein 
                gab. Der musisch veranlagte König förderte zudem die 
                kulturelle Entwicklung seiner Hauptstadt. Im Zeitalter der Aufklärung 
                avancierte die Akademie zum Instrument der Modernisierung Preußens. 
                Unter König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) erfolgte 1799 
                mit der Gründung der Bauakademie ein weiterer Schritt in 
                diese Richtung. Friedrich Wilhelm III. war es auch, der durch 
                den Architekten Karl Friedrich Schinkel 1823-30 am Lustgarten 
                das erste Berliner Museum, das heutige Alte Museum, errichten 
                ließ.  Nach Schadow, der seit 1805 zunächst 
                Vizedirektor, ab 1816 dann bis zu seinem Tod Direktor der Akademie 
                der Künste war, folgte ihm sein Schüler, der wohl berühmteste 
                deutsche Bildhauer, Christian Daniel Rauch (1777-1857). Mit einem 
                vom deutschen Idealismus mit seinem Bild menschlicher Würde 
                geprägten Stil, sollte Rauch seinen Lehrer schnell überflügeln. 
                Die umfangreiche Rauch-Schule, er bildete in seiner Werkstatt 
                mehr als 50 talentierte junge Leute – unter ihnen auch wenige 
                Mecklenburger – aus, zeigte bereits eine Hinwendung zu einem 
                neuen Selbstbewusstsein. Der Euphorie nach den Befreiungskriegen 
                folgte jedoch bald auf breiter Basis die Ernüchterung, als 
                Friedrich Wilhelm III. und auch sein Nachfolger Friedrich Wilhelm 
                IV. (1795-1861) die dem Volk gegebenen Verfassungsversprechen 
                nicht einlösten. Trotzdem erlebte Berlin in den nun folgenden 
                Jahrzehnten ein glänzendes Kapitel kultureller Entwicklung. 
                Mit dem besonders durch Kronprinz Friedrich (III.) vorangetriebenen 
                Aus- und Neubau der Museen zu einem konzentrierten Museumsbezirk 
                („Museumsinsel“) avancierte Preußens – 
                seit 1871 unter Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) Deutschlands – 
                Hauptstadt zu einer Weltkunstmetropole. Auch der stetig zunehmende 
                Wohlstand des Bürgertums ließ den Umsatz auf dem Kunstmarkt 
                wachsen. Mit den Bildhauern Albert Wolff (1814-1892) und Fritz 
                Schaper (1841-1919), die in ihren Werken zunehmend weichere und 
                fülligere Formen verwenden, findet die Rauch-Schule zu einem 
                neuen, vitalen Menschenbild. Seit den 60er Jahren fand die Bildhauerkunst 
                mit der Hinwendung zu einer kraftvoll-dynamischen, betont sinnlichen 
                Naturnähe, dem Neubarock, eine neue Formensprache. Mit einem 
                vom kaiserlichen Hof hochverehrten und protagonierten Reinhold 
                Begas (1831-1911), dem letzten Schüler Rauchs, erstieg der 
                Neubarock zu ungeahnter Blüte. Im Siegestaumel nach dem deutsch-französischen 
                Krieg und der Reichseinigung von 1871 explodierte mit der großen 
                Anzahl der allerorts in Deutschland entstehenden (Sieges-) Denkmäler 
                förmlich auch die Zahl junger Bildhauertalente, die mit mehr, 
                oft aber auch weniger Erfolg die Höhen der Bildhauerkunst 
                zu erklimmen versuchten. Ein fruchtbares Betätigungsfeld 
                waren jetzt nicht nur mehr Denkmäler und Büsten, sondern 
                – als ein Zeichen aufkommenden kleinbürgerlichen Wohlstandes 
                – auch zunehmend Kleinplastiken. Das wohlhabende Bürgertum 
                hatte in diesen Jahren nationalen Hochgefühls einen neuen 
                Kunstmarkt geschaffen, der einer großen Anzahl junger Bildhauer, 
                bei einer entsprechenden Präsenz auf den Kunstausstellungen, 
                ein geregeltes Einkommen sicherte. Viele fanden in ihren herzoglichen 
                und fürstlichen Landesherren, oder auch in vermögenden 
                Großindustriellen, Mäzene, die durch private Aufträge 
                und Ankäufe ihr eigenes Repräsentationsbedürfnis 
                in den Augen der Öffentlichkeit befriedigten. Als im Jahr 1888 Wilhelm II. (1859-1941) 
                den kaiserlichen Thron bestieg, gab es nochmals einen gewaltigen 
                Aufschwung in der Bildhauerei, namentlich des Neubarock; das Pathos 
                der Kunst verband sich mit dem Pathos der Macht. Der Kaiser hegte 
                eine ganz besondere Vorliebe für die Plastik und wirkte durch 
                ein ungeheures Mäzenatentum außerordentlich verführerisch 
                auf die Künstler, die bereit waren, die Verkörperung 
                der neuen Staatsidee bildnerisch umzusetzen. Diese Entwicklung 
                bekam ihr maßlose Steigerung als Wilhelm II. „seinen 
                Berlinern“ die „Siegesallee“ zum Geschenk machte, 
                ein Ensemble von nicht weniger als 32 Marmorstandbildern von einstigen 
                Fürsten Brandenburgs und Preußens samt je zwei flankierenden 
                Büsten jeweiliger bedeutender Zeitgenossen (errichtet 1895-1901). 
                Bereits nach kurzer Zeit nahm die zeitgenössische Kritik 
                am Neubarock zu und bemängelte insbesondere die Flut an öffentlichen 
                Denkmälern, Kritiker sprachen gar vom „Ausbruch der 
                Denkmalspest“. Inklusive der z. B. am Sockel des Friedrich-II.-Denkmals 
                verherrlichten Personen gab es 1905 in Berlin Denkmäler für 
                85 Fürsten und Fürstinnen, 41 Staatsmänner und 
                Beamte, 35 Feldherren, 33 Gelehrte, 10 hervorragende Bürger, 
                22 Dichter und Schriftsteller, 7 Musiker, 24 Maler, Bildhauer, 
                Baumeister und Ingenieure, 16 Theologen, 3 Großindustrielle 
                und schließlich eine Reihe von Krieger- und Nationaldenkmälern. Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts 
                schwand auch die inhaltliche Glaubwürdigkeit der Denkmäler, 
                zumal die Euphorie der Gründerzeit schnell verflogen war. 
                Seit etwa 1890 hatte ein neuer Prozess eingesetzt: zunehmend bevölkerten 
                nun „funktionslose“ Skulpturen wie Stehende, Liegende 
                und Kauernde die öffentlichen und privaten Anlagen. Auch 
                die Tierplastik entwickelte einen Höhepunkt. Ergebnis war, 
                dass mit „einer Reduktion von Form und Inhalt (...) der 
                Verlust an Individualität einher (ging), die schließlich 
                zum Ende des Denkmals führte.“ (Peter Bloch). Diese 
                Entwicklung öffnete den Künstlern allerdings einen größeren 
                gestalterischen Freiraum für eigene Schöpfungen, die 
                bisher in diesem Umfang nicht möglich gewesen waren. Künstler 
                wie Adolf von Hildebrand (1847-1921), der dieser Entwicklung entscheidende 
                Impulse gab, Peter Breuer (1856-1930), Adolf Brütt (1855-1939), 
                Wilhelm Haverkamp (1864-1929), Hugo Lederer (1871-1940), Fritz 
                Klimsch (1870-1960), August Kraus (1868-1934), Louis Tuaillon 
                (1862-1919), oder der bekannteste deutsche Tierbildhauer August 
                Gaul (1869-1921), der sich in erfrischend konsequenter Weise kaiserlichem 
                Einfluss entzog, indem er aus der Hintertür in den Grunewald 
                verschwand, sobald Seine Majestät vor dem Atelier vorfuhr, 
                prägten mit ihren Werken die neue Zeit. Mit dem Fortschritt des 20. Jahrhunderts, 
                besonders dem Verlust deutscher Werte durch die Niederlagen aus 
                zwei Weltkriegen mit all ihren Auswirkungen, ging ein nahezu katastrophaler 
                Niedergang der Bildenden Künste, besonders auch der Plastik, 
                einher. Nicht zuletzt durch den leider zu früh verstorbenen 
                ehemaligen Direktor (1967/90) der Berliner Skulpturengalerie der 
                Stiftung Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz (SMPK), 
                Prof. Dr. Peter Bloch, und seinen tatkräftigen Mitstreiterinnen 
                und Mitstreitern ist jedoch in den vergangenen 30 Jahren eine 
                Rückbesinnung auf die Tradition der Berliner Bildhauerschule 
                möglich geworden. Kunsthistoriker und Kunststudenten erarbeiteten 
                für ihre Magisterarbeiten und Dissertationen zahlreiche Monographien 
                Berliner, bzw. in Berlin tätiger, Bildhauer. Namen wie Gustav 
                Bläser (1813-1874), Peter Breuer, Adolf Brütt, Friedrich 
                Drake (1805-1882), Gustav Eberlein (1847-1926),
 Fritz Röll (1879-1956),  Ernst Herter (1846-1917), 
                Hugo Lederer (1871-1940), Arthur Lewin-Funcke (1866-1937), Fritz 
                Schaper, Rudolf Siemering, Constantin Starck (1866-1939), Ernst 
                Wenck (1865-1929), Albert Wolff und viele andere werden wieder 
                genannt, ihr verstreutes und teilweise unwiederbringlich verlorenes 
                Œuvre erforscht und dokumentarisch erfasst. Einige Künstlermonographien 
                Berliner Bildhauer erschienen seither in Druck. Doch es ist höchste 
                Zeit, vieles ist bereits verloren, weiteres immer noch dem Verfall 
                preisgegeben.   Bildhauer 
                aus Mecklenburg in Berlin  Während es im Preußen 
                des 19. Jahrhunderts ungeachtet aller vorhandenen Missstände 
                einen stetigen gesellschaftlichen und politischen Aufschwung gab, 
                scheiterten alle diesbezüglichen Bestrebungen in dem durch 
                Ritterschaft und Landstände geprägten und diktierten 
                Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin. Eine Verfassung gab 
                es – abgesehen von einem kurzen, kläglich gescheiterten 
                Versuch 1848/50 – bis 1918 nicht! Bis auf wenige Ausnahmen 
                war es darum allein der Gunst – und den Launen – des 
                jeweiligen Landesvaters überlassen, jungen Talenten den Weg 
                in die Bildende Kunst zu öffnen. Hier erwiesen sich die kunstverständigen 
                Großherzöge jedoch oft als Gönner: für junge 
                Talente gab es nach eigens von Großherzog Friedrich Franz 
                I. 1837 festgelegten und von seinen Nachfolgern überarbeiteten 
                Prinzipien (Richtlinien) Stipendien des Ministeriums für 
                Kunst und Wissenschaft und auch des Unterrichtsministeriums. In 
                besonderen Fällen – es kam vor, dass es für die 
                Stipendien mehrere förderungswürdige Bewerber gleichzeitig 
                gab – bekamen die jungen Männer (Frauen waren an den 
                deutschen Akademien für Bildende Künste bis fast zur 
                Jahrhundertwende kaum vertreten) außerordentliche Beihilfen 
                aus öffentlichen Mitteln (Wilhelm Wandschneider bekam beispielsweise 
                ein zusätzliches Stipendium aus dem Industriefonds!) und 
                private Geldgeschenke der Großherzöge. Ungeachtet dieser 
                Unterstützung gelang es nur wenigen, die hohe Leiter des 
                Erfolges zu erklimmen. Die meisten von ihnen lebten mehr schlecht 
                als recht von der als „brotlos“ angesehenen Kunst. 
                Zudem bot ihnen die mecklenburgische Heimat keine Kunstschulen 
                und überdies auch nur wenig Möglichkeiten einer öffentlichen 
                Betätigung. Zahlreiche Bittschreiben an die Großherzöge 
                belegen die oft großen finanziellen Schwierigkeiten, die 
                fast alle jungen Künstler zu bewältigen hatten. Christian 
                Genschow fasste seine Situation 1862 in folgende Worte, die die 
                Stellung vieler Bildhauer treffend wiedergibt: „Nahrungsfragen 
                drücken mich oft danieder und die Aussicht auf die nächste 
                Zukunft war mir stets getrübt, stets entmutigend, niemals 
                erhebend. Ach! und die Ausübung der Kunst ist eine zarte 
                Pflanze, welche so sehr der Pflege bedarf und ohne Aufmunterung 
                dahinstirbt.“ In einigen Fällen halfen dann Aufträge 
                des Landesfürsten, schlechte Zeiten zu überstehen. So 
                wurde es beispielsweise schon eine Selbstverständlichkeit, 
                dass fast jeder junge Bildhauer Mitglieder der großherzoglichen 
                Familie porträtierte. Die Schlösser und herrschaftlichen 
                Häuser in Schwerin, Ludwigslust, Wiligrad, Gelbensande und 
                weiteren Orten waren reich ausgestattet mit diesen Büsten; 
                auch in öffentlichen Gebäuden (Rathäusern, Kurhäusern, 
                Postämtern, etc.) fand man eine große Anzahl davon. 
                Diese Abhängigkeit ging aber auch beispielsweise soweit, 
                dass es Christian Genschow Zeit seines Lebens nicht gelang, sich 
                von der Gunst der Großherzöge zu befreien. Doch auch 
                diese konnten mit Rücksicht auf die Staatsfinanzen nicht 
                immer helfen. Nur wenige Künstler schafften es, sich wie 
                Ludwig Brunow durch ein besonderes Talent und mit viel Fleiß 
                und Beharrlichkeit ein gesichertes Einkommen zu erarbeiten. Der in Schwerin geborene Johann 
                Jürgen BUSCH (1758-1820), Neffe des bekannten Ludwigsluster 
                Baumeisters Johann Joachim Busch, ist als der vielleicht erste 
                mecklenburgische Bildhauer zu nennen. Er absolvierte die Akademie 
                in Kopenhagen und lebte anschließend in sehr dürftigen 
                Verhältnissen in Rom. Dort fertigte er für den mecklenburger 
                Herzog einige Antikenkopien in Marmor, die in die großherzogliche 
                Sammlung nach Schwerin kamen. Bemerkenswert ist seine heute in 
                unbekanntem Privatbesitz befindliche Büste der Friederike 
                Brun. Der erste 
                Mecklenburger, der sich innerhalb der Berliner Bildhauerschule 
                einen Namen machte, war der in Rostock gebürtige Johann 
                Heinrich Daniel KAEHLER (1804-1878), von 1820 bis 1826 
                der letzte Schüler Johann Gottfried Schadows. Mit einer seiner 
                ersten eigenständigen Arbeiten, einer Statuette seines Lehrers 
                in halber Lebensgröße, die von Schadow zu seinem Grabmal 
                bestimmt wurde, konnte der junge Bildhauer bereits früh Zeichen 
                setzen und einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der bis dato 
                unüblichen Bildnisstatuetten geben. Nach längeren Aufenthalten 
                in Rom (u. a. beim berühmten dänischen Bildhauer Bertel 
                Thorvaldsen) und als vielbeschäftigter Porträtist in 
                London zog er sich 1846 aus dem aktiven Bildhauerleben zurück 
                und widmete seine Kraft einer geerbten Landmaschinenfabrik in 
                Güstrow. Mehrere Büsten besitzt das Güstrower Museum. Nur in bescheidenem 
                Rahmen arbeitete in Schwerin Christoph Heinrich Hermann 
                PETTERS (1810-1884). Er arbeitete den plastischen Schmuck 
                des 1841 eingeweihten, 1882 abgebrannten Schweriner Schauspielhauses. 
                Sein umfangreichstes erhaltenes Werk entstand für den Schlossbau 
                in Schwerin, für das er mehrere Figuren,
 z. B. zwei "Herolde",  sowie zahlreiche 
                Reliefs und Säulenkapitelle schuf. Zum Wahrzeichen avancierte 
                sein "Petermännchen" (um 1856). Als Senator widmete 
                er sich außerdem dem kommunalpolitischen Geschehen in seiner 
                Heimatstadt. Sehr ehrgeizig 
                und talentiert, jedoch ohne große künstlerische Bedeutung, 
                folgte ihm der ebenfalls in Rostock geborene Christian 
                Friedrich GENSCHOW (1814-1891). Er empfing von 1836-40 
                seine Ausbildung in Berlin bei Ludwig Wichmann (1788-1859), dann 
                bis 1842 bei Christian Daniel Rauch, in dessen Werkstatt er noch 
                bis 1850 als Gehilfe beschäftigt war und vorwiegend an den 
                Modellen zum berühmten Reiterdenkmal König Friedrichs 
                II. (1839/51, Berlin Unter den Linden) mitarbeitete. Dann folgte 
                die Beteiligung an der umfangreichen plastischen Ausschmückung 
                des großherzoglichen Schlosses in Schwerin (1850/57) mit 
                seinem Hauptwerk, dem Reiterstandbild des Obotritenfürsten 
                Niklot. Später entstanden nur noch wenige überlieferte 
                Werke, wie die „Schirmkinder“ in Lübz (1863) 
                oder die beiden Obotritengruppen auf der Schweriner Schlossbrücke 
                (1864/76). Ähnlich präsentiert sich 
                der Lebenslauf von Gustav Adolph Friedrich WILLGOHS 
                (geb. 1819). Der Sohn eines Dobbertiner Arztes („Chirurgus“) 
                ist bis 1903 im Berliner Adressbuch nachzuweisen, ein Sterbedatum 
                fehlt bisher. Seine Tätigkeit beschränkt sich hauptsächlich 
                auf die Mitwirkung bei mehreren umfangreichen Bauprojekten. Wie 
                Genschow war auch er von 1850/57 an der umfangreichen plastischen 
                Ausschmückung des Schweriner Schlosses beteiligt. Es folgten 
                die Arbeit auf der Stammburg der Hohenzollern bei Hechingen (1860/66) 
                und beim Universitätsneubau in Rostock (1867/70). Darüber 
                hinaus sind nur wenige Arbeiten bekannt, darunter in Berlin ein 
                Grabrelief für Familie Lücke (1858), in Schwerin die 
                Figur der „Megalopolis“ auf der Siegessäule (1874) 
                und ein Relief des Arztes Carl Friedrich Flemming (1882). Als vierter der am Schlossbau in 
                Schwerin beteiligten Bildhauer ist Carl Georg Ludwig WIESE 
                (1831-um 1891?) zu nennen. Wie Genschow war er ein Schüler 
                von Wichmann und Rauch in Berlin. Über sein bildhauerisches 
                Schaffen ist bisher nur wenig bekannt. Mehrere Figuren am Sparkassengebäude 
                in der Schweriner Puschkinstraße (um 1855), die beiden Figuren 
                eines Dragoners und eines Grenadiers für das Arsenal in Schwerin 
                (1858, zerstört), sowie die Figuren und Reliefs am Güstrower 
                Freiheitsdenkmal – hier in Zusammenarbeit mit Albert Wolff 
                – gehören zu den wenigen bekannten Arbeiten des Güstrower 
                Konditorsohnes. Mit Carl Ludwig Friedrich 
                BRUNOW (1843-1913) konnte ein Mecklenburger die Höhen 
                der Berliner Bildhauerschule erklimmen. Er war der erste Denkmalplastiker 
                Mecklenburgs. Davon zeugen das Moltke-Denkmal 
                Parchim (1876), die Standbilder König Friedrich 
                I. und Friedrich Wilhelm II. (1880/81) für das Berliner Zeughaus 
                (heute auf Burg Hohenzollern) und das Reiterdenkmal 
                des Großherzogs Friedrich Franz II. in Schwerin (1893), 
                zerstört sind sein Bismarck-Denkmal in Elberfeld (1898) und 
                das Reiterdenkmal Kaiser Wilhelm I. in Erfurt (1900). Der von Großherzog 
                Friedrich Franz III. und dessen Gemahlin Anastasia besonders geförderte 
                Hugo BERWALD (1863-1937) bekam seine Ausbildung 1881/84 
                an der Akademischen Hochschule für Bildende Künste Berlin 
                und 1890/92 in Rom bei Bildhauer Joseph von Kopf. Er arbeitete 
                insbesondere eine größere Anzahl hervorragender Porträtbüsten. 
                Seine größten Werke sind das Denkmal der Großherzogin 
                Alexandrine (1907), der Brunnen „Rettung aus Seenot“ 
                (1911), ein „Kruzifix“ (um 1925) – alle in Schwerin 
                – und das Denkmal der Gefallenen des Jäger-Regiments 
                in Ludwigslust (Guss 1915, Enthüllung 1922). Das umfangreichste Werk hinterließ 
                Wilhelm WANDSCHNEIDER (1866-1942) aus Plau, von 
                1886/94 Schüler der Akademischen Hochschule für Bildende 
                Kunst Berlin. Ihm sind zahlreiche Denkmäler und Figuren in 
                Mecklenburg zu verdanken, u. a. Bismarck 
                in Schwerin (1901, zerstört), Großherzog 
                Friedrich Franz III. in Rostock (1901, zerstört), 
                „Coriolan“ in Plau am See (1903), der 
                Brinckman-Brunnen „Voß un Swinegel“ in Güstrow 
                (1908), das Fritz-Reuter-Denkmal 
                in Stavenhagen (1911), der „Hechtbrunnen“ 
                in Teterow (1914), „Sämann“ und „Mähender 
                Buaer“ in Plau am See (1934/35). Werke von ihm befinden 
                sich auch in Österreich, Frankreich, den Niederlanden und 
                den USA. Besonders durch seine realistischen 
                Tierplastiken konnte sich Friedrich Franz BROCKMÜLLER 
                (1880-1958 Berlin-Charlottenburg) aus Schwerin einen Namen 
                machen. Einige seiner bronzenen Tierfiguren und zwei Porträtbüsten 
                befinden sich in der Sammlung des Staatlichen Museums Schwerin. Vielleicht die einzige namhafte 
                Bildhauerin Mecklenburgs ist Margarete SCHEEL 
                (1881-1969), aus Rostock. Sie arbeitete in ihrem Atelier vorwiegend 
                Kleinplastiken und Reliefs, darunter bemerkenswerte Bauplastik 
                in Rostock. Leider viel zu früh starb das 
                außergewöhnliche Talent Gustav Anton WALLAT 
                (1882-1911) aus Rostock, ohne ein großes Werk zu hinterlassen. 
                Die überlieferten Kleinplastiken „Warnemünderin“ 
                und „Wasserträger“ sind künstlerisch hervorragend. 
                Sein „Muschelhorcherbrunnen“ 
                in Rostock ist leider zerstört. Einige Denkmäler, 
                z. B. den Brinckman-Brunnen in Rostock, 
                schuf auch sein Bruder Paul WALLAT (1879-1964), 
                der jedoch hauptsächlich als Marinemaler bekannt ist. Aus Neubrandenburg stammt Wilhelm 
                JAEGER (1888-1979), der für seiner Heimatstadt den 
                 Brunnen „Mudder Schulten“ 
                (1924) schuf und dort eine Zementwarenfabrik betrieb. 
                Sein künstlerisches Schaffen, darunter im Regionalmuseum 
                Neubrandenburg eine „Faungruppe“ und die Büste 
                des Malers Otto Wolfgang Spieß, ist nicht sehr umfangreich. 
                Seine Frau Lina Bartel-Jaeger arbeitete als Keramikerin. Andere talentierte junge Bildhauer 
                folgten, bevor mit dem Ende des 1. Weltkrieges auch jenes der 
                Berliner Bildhauerschule und ihrer mecklenburger Künstlerkarrieren 
                besiegelt war. |